Groß und Klein Küdde

Am Ende dieser Seite sind Berichte nach 1945 aufgeführt.

Grußkarte von Mutter Collatz (Eichfelde) an Tochter Helene Collatz in Berlin-Neukölln am 3.6.1936

Dorfmitte mit Kirche – sie ist weithin sichtbar.

Ortsrand von Groß Küdde – im Hintergrund der Vilmsee;

Groß Küdde, Ortsteil Seeende

Die obigen drei Fotos stammen aus dem Archiv von Kurt Döhring und sind um 1930 aufgenommen worden.

Dorfchronik

Der Ort Küdde findet seine erste Erwähnung im 14. Jh.; zu dieser Zeit verläuft auch die Grenze zwischen Pommern und Polen durch dieses Gebiet.
Im 16. Jh.erfolgt deutsche Kolonisierung im südlichen Teil des Neustettiner Kreises.
Auf 1570 ist die Gründung des Dorfes Klein Küdde datiert.
Als erster Pastor wird Jakobus Matthäi um 1590 in sein Amt eingeführt; nach seinem Abgang wird Küdde aber von Neustettin aus bedient und als Filialkirche bis 1892 geführt. Weitere Einzelheiten siehe unter Kirche.
1630/31 grassierte eine große Epidemie – vermutlich die Pest.
1759/60 erobern und besetzen russische Truppen Pommern.
1778-1784 wurde der Wasserspiegel des Vilmsees zwecks Landgewinnung gesenkt.
Um 1790 wurde erstmals eine Dorfschule in Groß Küdde erwähnt; ob es bereits vorher eine Schule im Ort gegeben hat, ist nicht bekannt.
1807 besetzten polnische Truppen das Dorf.
1812/13 zog Napoleon mit seiner Armee durch Groß Küdde Richtung Moskau und wieder zurück.
1860 und 1862 wurde Groß Küdde durch mehrere Großbrände zerstört; auch die Kirche wurde Opfer der Brände.
1878 wurde die Bahnstrecke Neustettin nach Hammerstein eröffnet, die an Klein Küdde vorbei führte.
Nach 1890 wurde ein neues Schulgebäude in Groß Küdde gebaut, welches heute noch im Dorfbild vorhanden ist.
In der 1. Hälfte des 20. Jhs. erfahren beide Orte einen Wirtschaftsaufschwung durch den Vilmseepächter Ernst Stropahl und die Netzfabrikbesitzer der Gebrüder Dorow. Die Fischwirtschaft findet somit Eingang in das Wappen beider Orte. Vermutlich kommt es dank der florierenden Wirtschaft zu einer Zunahme der Bevölkerung und damit verbunden einen Anstieg der Schülerzahlen, so dass in Klein Küdde 1912 eine Schule gebaut wurde.
1934 deuten sich politische Veränderungen an: Der Bau eines Teiles des „Pommernwalles“ zwischen Vilm- und Dolgensee.
Ein Vergleich der Bevölkerungszahlen zwischen 1925 = 1304 und 1939 = 1134 in Groß Küdde ist vermutlich mit dem begonnenen 2. Weltkrieg zu erklären; der Zugang an Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern in Groß und Klein Küdde hatte diesen „Schwund“ nicht ausgeglichen – es ist auch fraglich, ob dieser Personenkreis überhaupt mitgezählt wurde.
Am 25. Februar 1945 wurde für Küdde der Fluchtbefehl erteilt; am Tag darauf wurde der Treck in Küdde gestartet, da schon der Artilleriebschuß durch die Russen einsetzte.
Am 27. Februar 1945 griffen sowjetische Kavalleristen Neustettin und Küdde an. Die Deutsche Wehrmacht und die mit ihnen verbündeten Letten verteidigten sich nur kurz und zogen sich in Richtung Sparsee zurück. Die Rote Armee besetzte danach Küdde und errichtete in Küdde eine Kommandantur, die bis September 1945 beide Orte verwaltete; danach übernahmen die Polen die Verwaltung und aus Groß Küdde wurde Gwda Wielka, aus Klein Küdde Gwda Mala.
Der letzte deutsche Pastor Erich Lübke wurde am 4. März 1945 durch die Russen ermordet.
Im Laufe von 1945/46 begann die Aussiedlung der deutschen Einwohner aus Küdde; der letzte Transport ging im Herbst 1947 gen Westen. Aus Aufzeichnungen von Kamil Kruszewski-kamkru.

Ob mit den letzten Transporten im Herbst 1947 alle Deutschen Groß und Klein Küdde verlassen haben, müßte noch erkundet werden – manch einer wollte oder konnte dableiben, es wurde keiner gezwungen, auszureisen – daher die Frage: Gibt es noch ehem. Deutsche in Küdde/Gwda?
Einen Bericht über „Evakuierung 1945 – Flucht und Aussiedlung“ von Kamil Kruszewski ist weiter unten zu lesen. Angefügt ist nunmehr auch ein Kurzbericht über 16 Transporte, die 1946/47 zur Aussiedlung von Deutschen aus Neustettin und Küdde sowie Umgebung durchgeführt wurden. Die 16 Transportlisten stammen aus dem Staatsarchiv Szczecin, die in der Galerie unter Küdde einzusehen sind.

Erste Radiosendung aus Küdde um 1920; Foto unscharf, aber dafür historisch! Der junge Mann in der Mitte ist der Vater von Frau Ruth Proske.

Links: Schule und Szkola in Groß Küdde/Gwda aus dem gleichen Blickwinkel;

Fotomontage des polnischen Malers Janusz Barski in Gwda/Groß Küdde.

Wappen von Groß und Klein Küdde; Zeichner: K. Döhring und F. Sabinski.
Das Wappen signalisiert die Nähe zur Kreisstadt Neustettin und symbolisiert den Lebensunterhalt mit Fischfang und dem Ertrag aus der Feldarbeit; die Fische schwimmen im Vilmsee und die Küddow fließt nach Süden.

Wissenswertes über die Küddow – Von der Quelle bis zur Ostsee
Die Küddow entspringt bei Kasimirshof, südwestlich von Baldenburg; gespeist vom Biller Bach fließt sie bei Drensch in den Großen Stüdnitzsee, dann in den Virchow See und anschließend durch Sassenburg in den Großen Schmauntz See; von diesem an Sparsee vorbei in und durch den Vilm See Richtung Küdde.
Der Ort Küdde wird durch die Küddow in Groß und Klein Küdde geteilt und war Lebensader für die Beyers-Mühle sowie für die Papkes-Mühle (Soltnitzer Mühle). Hier wird sie noch vom Altmühlfließ aufgefüllt, um auf dem Weg nach Groß Hertzberg, vorbei an den Feldern und Wiesen der Kleinbauern Mausolf und Pinske, zu fließen.
Ab Groß Hertzberg bildet die Küddow die Grenze zwischen den Kreisen Neustettin und Schlochau (Westpr.). An der Eggebrechtsmühle, der Wangerower-, Breitenfelder- und Lümzower Mühle vorbei erreicht die Küddow Landeck, fließt dann weiter nach Straßforth und verläßt damit den Kreis Neustettin, um in den Kreis Deutsch Krone zu gelangen. Hinter Schneidemühl, beim Ort Usch, verliert die Küddow ihren Namen, weil sie in die Netze fließt und dabei 145 km zurückgelegt hat. Dennoch gelangt ihr Wasser weiterhin über die Netze, Warthe, Oder, bei Stettin durch beide Haffs und schließlich über die Dievenow, Swine und Peene in die Ostsee. Verf.: Fritz Mausolf – FM Zu klären war noch, woher die Küddow ihren Namen hat, etwa von Küdde oder hat Küdde seinen Namen von der Küddow? Diese Frage hat Kamil Kruszewski mit dem Hinweis geklärt, dass Küdde seinen Namen von der Küddow hat – logisch: die Küddow als Fluß gab es schon mit der letzten Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren, also lange vor der Ortsgründung und wird mit den Begriffen: Kidithsa, Kwidica, Chudda, Kudda und Glda in Verbindung gebracht und könnte sprachlich aus dem Slawischen, Baltischen oder Keltischen stammen, so Kamil Kruszewki; er weist auch darauf hin, dass die ersten Siedlungen noch vor der ersten Erwähnung des Ortes entstanden sein könnten.

Dorfpläne

Die von Kurt Döhring 1982 gezeichneten Ortspläne stellte Lothar Below zur Verfügung.

Weitere alte Ansichten von Groß Küdde sind in der Galerie zu finden.

Schule

Die Existenz einer Dorfschule in Groß Küdde wird mit 1790 angegeben; es war eine dreiklassige Volksschule. In Klein Küdde wurde 1912 eine Schule gebaut. Beide Gebäude sind noch heute vorhanden.
Wer hat noch weitere Informationen/Fotos über die Schule?

Repro der Schule von einer Ansichtskarte im Museum

Kirche

Ob mit der ersten Erwähnung des Ortes Küdde im 14. Jh. schon eine Kirche vorhanden war, ist nicht verbrieft; es hat aber um 1590 eine Fachwerkkirche im Ort Küdde gegeben, weil der erste Pastor Jakobus Matthäi 1590 in sein Amt eingeführt wurde. Nach ihm, o. Dat., wurde die Seelsorge durch die Kreisstadt Neustettin bis 1892 wahrgenommen. 1860/62 wüteten Großbrände in Groß Küdde, denen auch die Kirche und die Schule zum Opfer fielen; von 1862-1866 wurde die heutige Kirche im Neugotischen Baustil erbaut.
1892 wurde der alte Pfarrbezirk wieder hergestellt und mit dem Pastor Gottwalt Rühle besetzt; der Pfarrbezirk umfasste die Gemeinden Groß und Klein Küdde sowie Friedrichshof und Dolgen. Nach dem Ausscheiden von Pastor Rühle aus dem Kirchendienst folgten noch die Pastoren Klamroth und Sternberg sowie Pastor Braun um 1925; ihm folgte in diesem Amt Pastor Erich Lübke als letzter deutscher Pastor, er wurde am 4. März 1945 von den Russen erschossen. kamkruFortsetzung im Teil „Nach 1945“. 

Originalfoto der Kirche, o. Datum

Rückseite der Kirche, ebenfalls undatiert.

Links: Bauzeichnung der Küdder Kirche von 1855; Zeichner unbekannt, bzw. nicht lesbar.

Älteres Kirchenfoto, ohne Datum, könnte aber um 1930 gewesen sein.

Kirchenzeichnungen von Kurt Döhring, Front- und Rückansicht (oben) und Seitenansicht (unten) für ein Heimatbuch.

Das Modell der Küdder Kirche hat Kurt Döhring angefertigt und dem Heimatmuseum in Eutin überlassen.

Kurt Döhring 2009 neben seinem Modell anlässlich eines Heimattreffens; beide Fotos: Lothar Below.
Hinweis: Nach der Auflösung des Heimatmuseums wurde das Kirchenmodell am 10. Mai 2018 anlässlich des Patenschaftstreffens der Kirchengemeinde Scharbeutz übergeben; siehe weiter unten.

Dorfleben

Sport und Musik in Groß Küdde

Frauenturnriege von Groß Küdde um 1935 mit Lehrer Schulze, oben Mitte.

Mandolinenklub Groß Küdde, ebenfalls um 1935 mit Lehrer Schulze, oben Mitte.

Über die Gründung des „Turnvereins Groß Küdde“ schrieb Franz Penke 1985 den nachstehenden Bericht: „1862 wurde der „Turnverein Neustettin“ gegründet; er galt als Mittelpunkt und Vorbild für die weiteren Gründungen von Turnvereinen in den Städten und größeren Dörfern des Kreises. 1920 gründete der damalige Schulleiter Kruggel den Turnverein Groß Küdde; Vereinsvorsitzender war der Fischermeister Ernst Strophal bis 1925; danach übernahm der Schulleiter Walter Schulze den Vorsitz und hatte ihn bis 1945 inne. Walter Schulze führte und förderte den Verein vorbildlich, so dass er auf ca. 150 Mitglieder anwuchs; ihm gehörten Männer, Frauen und Jugendliche an. Paul Fürstenberg stellte seinen Gasthaussaal als Turnhalle zur Verfügung. Robert Pätz war ein guter Vorturner; seine Riege bestand aus den Turnern Willi Kant, Otto Naffin, Franz Penke, Paul Penke, Kurt Naffin und Egon Strophal. Drei mal hatte die Riege einen Wanderpreis gewonnen und durfte dann das Banner behalten. Es hatte sich auch eine Damenriege aus den Turnerinnen Else Naffin, Else Penke, Meta Penke und Else Sonnenburg gebildet, die auch Wettkämpfe bestritten.
Durch freiwilligen Arbeitsdienst wurde ein Sportplatz sowie ein Gerätehaus gebaut; die Baufirma Karl Naffin half dabei mit Arbeitsgerät und Material.“ Redaktionell bearb. KW

Familienfeiern in beiden Orten

Bauernhochzeit Pauband 1932 auf eigenem Hof

Foto einer Familienfeier um 1930 am Dorfrand von Küdde


Wie in allen anderen Orten im Kreis Neustettin wurden auch in Groß und Klein Küdde sämtliche Anlässe zum Feiern genutzt; es boten sich an: Gesetzliche und kirchliche Feiertage, Familienfeiern wie Geburten, Taufen, Konfirmationen, Verlobungen, Hochzeiten, Jubiläumshochzeiten, letztlich auch Beerdigungen; hinzu kamen noch politisch verordnete Feiern wie Maifeier, Muttertag und Erntedank – auch die Ortsvereine und die Feuerwehr sorgten für Festveranstaltungen. Dazu legte man beste oder entsprechende Kleidung an, man wollte sehen und gesehen werden; jeder konnte an allem teilnehmen, selbst Zaungäste bei Familienfeiern wurden nicht abgewiesen, denn Jeder kannte Jeden!

Soldaten gehörten auch zu Küdde

Reichswehrübung 1934 mit anschl. Manöverball in Küdde

Nachmittag für Verwundete 1942 vor Gasthaus Brümmer.

Soldaten- oder Schützenvereine gab es fast in jedem Dorf, so auch in Küdde. Gezogene, Freiwillige oder Berufssoldaten gehörten zum Straßenbild als Dorfbewohner oder Manöverteilnehmer, denn die Truppenübungsplätze Groß Born und Hammerstein waren ja nicht fern. Es störte die damalige Dorfbevölkerung überhaupt nicht, wenn Truppenteile auf abgeernteten Feldern oder im Ort militärische Übungen abhielten; jede Abwechslung sowie der anschließende Manöverball waren willkommen – heimkehrende „Fronturlauber“ als Verwundete wurden besonders gut betreut – man hielt damals zu seinen Soldaten, es waren ja schließlich die Väter und Söhne des Dorfes.

Bahnhof – Bahnstrecke

Die Bahnstrecke von Neustettin nach Hammerstein wurde 1878 eröffnet und führte an Klein Küdde vorbei – ein Foto von damals liegt leider nicht vor, auch vom alten Bahnhof nicht.

Foto von und mit Lothar Below; Bahnhof in Klein Küdde

Diese beiden Fotos sind von H. Nimz 2014 aufgenommen worden und zeigen noch die alte Bausubstanz, als wenn die Zeit stehen geblieben ist.


Evakuierung 1945 – Flucht und Aussiedlung – Eine Zusammenstellung von Kamil Kruszewski aus Groß Küdde/Gwda, der als Historiker in Warschau tätig ist.
„1944
begannen die Vorbereitungen für die Verteidigung und teilweisen Evakuierung in Hinterpommern. Die Parteiorgane und die Administration hatten bereits Räumungspläne ausgearbeitet, aber die Bevölkerung darüber nicht oder zu spät informiert – „Durchhalten“ hieß die Parole. Dieses Hinauszögern hatte natürlich gravierende Folgen, brachte viel Not und Leid und kostete viele Menschenleben.

Im Herbst 1944 hatte man rund um Groß und Klein Küdde Verteidigungsanlagen gebaut bzw. verstärkt und einige Dorfbewohner trafen bereits Fluchtvorbereitungen; ein untrügliches Zeichen für eine Flucht waren die durchziehenden Trecks aus Ost- und Westpreußen. Im Januar 1945 gab es mehrere Fliegeralarme. Mitte Januar wurden ältere Leute und Mütter mit Kindern, die keine eigenen Transportmittel hatten, per Bahn nach Westen evakuiert. Aus unterschiedlichen Berichten geht hervor, dass die politische Führung bereits um den 20./21. Januar Evakuierungen aus den Dörfern zuließen oder sogar anordneten. In der Folgezeit kamen auch Flüchtlingstrecks aus den südöstlichen Teilen Deutschlands durch Küdde, um nach Westen zu gelangen; ihnen waren die russischen Panzer schon auf den Fersen.
Die russische Offensive nahm ihren Fortschritt, obwohl sich ihr die noch verbliebenen deutschen Einheiten, z. B. die SS Lettland und der Volkssturm entgegen stellten; die dadurch gewonnene Verzögerung war nur von kurzer Dauer, der Russe rückte weiter nach Westen und Norden vor. Der Geschützdonner war schon bis Küdde hörbar und der Nachthimmel nach Süden war glutrot gefärbt von den gelegten Bränden der Russen.
Am Sonntagabend des 25. Februar 1945 gab der Bürgermeister, gleichzeitig Ortsgruppenführer, für Groß und Klein Küdde den Räumungsbefehl, nachdem die ersten Bomben auf den Ort gefallen waren. Die Kirchenglocken läuteten und ein Treck von 80 Pferdefuhrwerken startete in Richtung Neustettin mit dem Ziel Demmin und weiter nach Lucknitz.
Nicht nur Kälte, Eis, Schnee und verstopfte Straßen, sondern auch die Suche nach Verpflegung, Tierfutter und Schlafmöglichkeiten behinderten den Treck an einer zügigen Weiterfahrt; die angedachte Route wurde mehrmals geändert, dabei immer den Russen im Rücken und gelegentlich Tieffliegerangriffe.
Schließlich wurde der Treck geteilt, um flexibler zu sein und schneller voran zu kommen. Den 1. Treck führte Emil Schulz, den 2. Bäcker Barnikow; beide Trecks wollten die Oder erreichen und dort nach Westen übersetzen.
Der 1. Treck unter Emil Schulz wurde kurz vor Gollnow auf Anraten des deutschen Militärs nach Wollin umgeleitet, weil der Übergang über die Oder mit zu großem Risiko verbunden war – man sollte auch keine Rast mehr einlegen, sondern durchfahren. In der Nacht vom 4. auf den 5. März überquerte der Treck die Brücke über die Dievenow und man war auf der Insel Wollin, wo sich schon viele Trecks angesammelt hatten. Die Übergänge über die Swine waren diesem Massenansturm nicht gewachsen und der Treck brauchte fast eine Woche, um dann mit einer Fähre nach Usedom übergesetzt zu werden; dieser Treck setzte seinen Weg durch Vorpommern weiter nach Westen fort und war damit in relativer Sicherheit.
Der 2. Treck unter der Führung von Bäcker Barnikow kam nicht so schnell voran und wurde von den Russen am 4. oder 5. März eingeholt und ausgeraubt. Was weiter mit solchen Trecks in dieser Situation geschah, ist in anderen Fluchtberichten ausgiebig geschildert worden und bedarf hier keiner weiteren Wiederholung – siehe auch Band IV von Kurt Döhring.
Etliche Einwohner beider Dörfer sind auch auf „eigene Faust“ mit Pferdefuhrwerken und wenn es nicht mehr weiterging, zu Fuß in Richtung Oder geflüchtet; einige hatten Glück und kamen in den Westen, andere wurden von den Russen abgefangen, ausgeplündert, verschleppt oder nach Küdde zurückgeschickt. Nach den Aufzeichnungen von Artur Post sollen in der Zeit vom 1. bis 10. März 1945 ca. 1200 Bewohner wieder nach Groß und Klein Küdde zurückgekehrt sein – ihre Häuser waren dann allerdings durch Russen besetzt und sie mußten sich eine andere Bleibe mit den ihnen verbliebenen Sachen suchen.
Im Herbst 1945 begannen die ersten freiwilligen Ausreisen aus Küdde. Ende 1945 erhielten die Polen von den Russen das Verwaltungsrecht über Küdde. Nun begannen dann auch die Ausweisungen aus Küdde, verstärkt mit Sammeltransporten 1946/47 ab Neustettin in Richtung Stettin über Posen, dann nach Westen. Die Oderbrücken waren nicht befahrbar.“
Ob sich heute noch ehemalige Deutsche in Küdde/Gwda befinden, kann z. Zt. nicht geklärt werden; eine Familie ist aber erst 1958 nach Westen übergesiedelt.
Kurt Döhring hat in seinem Band IV 13 Berichte über Flucht und Vertreibung gesammelt und abgedruckt; diese Berichte bilden auch z. T. die Grundlage für diesen und die nachfolgenden Aufzeichnungen, die Kamil Kurszewski mit Hilfe eigener Recherchen und weiterer Quellen aus dem Stastsarchiv Szczecinek (hinterlegt bei Admin) zusammengestellt hat. Gleiches gilt auch für die nachfolgenden Berichte.
Jeweils ein Dankeschön ergeht an Kurt Döhring und Kamil Kruszewski für die Unterstützung zu diesen Berichten.

Die Aussiedlung – Transporte:


Original Transportliste vom 30. März 1946 mit 30 ausreisepflichtigen Küddern

1939 wurden für Küdde 1.134 Einwohner gezählt – für 1945 liegen keine Zahlen vor. Wem die Flucht nicht gelungen war oder zurückkehren mußte, wartete auf die Aussiedlung nach Westen. Nicht jeder, der ausreisen wollte, kam mit den ersten Transporten mit: spezielle Handwerker, verpflichtete Arbeiter auf den Gütern oder nicht transportfähige Personen wurden zurückgehalten.
Mit den 16 beurkundeten Transporten sind insgesamt 508 deutsche Bewohner aus dem Kreisgebiet ausgesiedelt worden, 194 aus Küdde und 314 aus anderen Orten, siehe Galerie S. 9 und 10 zu Küdde.
Eine Transportzusammenstellung zum 7. August 1947 mit 1.467 deutschen Aussiedlern ist in der Galerie zu Dieck einsehbar; zu diesem Transport gehören auch die 3 Transportlisten, die Küdde betreffen. Hierzu eine Anmerkung von Kamil Kruszewski: „Vorgesehen waren für diesen Transport 49 Waggons; bereitgestellt wurden aber nur 35, so dass über 40 Personen in einen Waggon hineingezwängt wurden.“ Zur gleichen Zeit mußte die polnische Bahn Transportkapazitäten für die Umsiedler aus Ostpolen nach Hinterpommern bereitstellen, daher der Engpass. Anmerkung des Administrators: „Da ich mit dem gleichen Transport (7.8.47) ausgesiedelt wurde, kann ich die Zustände bestätigen.“

Polnische Umsiedler kommen 1945/46 per Bahn oder mit Fuhrwerken nach Hinterpommern (Archiv: Kamil Kruszewski).

Groß und Klein Küdde/Gwda Wielka und Gwda Mala nach 1945

Entwicklung des Dorfes nach Übernahme und Besiedlung durch Polen – von Kamil Kruszewski:
Als sich die deutsche Front nach Westen zurückgezogen bzw. aufgelöst hatte, besetzten die Russen Küdde und stationierten eine Kommandantur, die bis zur Etablierung einer polnischen Verwaltung das Sagen hatte. Im Juni 1945 wurde mit der Ernennung des ersten polnischen Gemeindevorstehers die polnische Verwaltung nur für die polnischen Neusiedler installiert; während die noch verbliebenen Deutschen, sie waren in der Mehrzahl der Bewohner von Küdde/Gwda, noch bis September 1945 durch die russische Kommandantur über den letzten Gemeindevorsteher Albert Brüchert verwaltet wurden.
Ab September 1945 übernahmen die Polen die Verwaltung für alle Bewohner in Gwda/Küdde, aber die Russen mischten sich noch bis 1947 weiterhin in die Angelegenheiten des Ortes ein; so deportierten sie nicht nur Deutsche nach Sibirien, sondern auch Maschinen, Nutztiere, Getreide, Kulturgüter und sonstiges Eigentum der deutschen Bewohner nach Russland. Wer als Deutscher im Ort verblieb, wurde zur Zwangsarbeit durch die Kommandantur verpflichtet und erhielt dafür streng rationierte Verpflegung. Krankheiten breiteten sich aus, Überfälle, Raub, Vergewaltigungen und Erschießungen waren an der Tagesordnung.
Eine Besserung der Verhältnisse trat erst ein, nachdem die polnischen Behörden die Verwaltung strikt übernommen hatten und die Ansiedlung mit ihren eigenen Bürgern aus Zentral- und Ostpolen einleiteten; hinzu kamen noch Ukrainer, die aus süd-östlichen Teilen Polens stammten. Für die angesiedelten Neubürger in Gwda war es sehr schwierig, einen Neuanfang zu starten. Gebäude und Anlagen waren zum Teil zerstört oder demontiert, Saatgut, Nutztiere, Maschinen usw. hatten die Russen in ihr Reich verbracht – Wetter und Misswirtschaft taten das Ihre. Die allgemeine Sicherheit war bis 1947 nicht gewährleistet; nicht nur Russen, auch Polen plünderten die verbliebenen Deutschen, ja sogar die polnischen Neusiedler wurden heimgesucht, die Bürger-Miliz konnte das nicht verhindern, sie war erst im Aufbau; dieser Zustand hielt bis in die frühen 50-er Jahre an.
1947 wurde Gwda/Küdde wieder in zwei Gemeinden aufgeteilt und nannten jetzt Gwda Wielka und Gwda Mala.
Nochmal kurz zurück zur Aussiedlung der deutschen Bewohner aus Küdde/Gwda: Bereits im Herbst 1945 erlaubte die polnische Regierung die Ausreise der Deutschen aus Hinterpommern, so auch aus Küdde/Gwda. Transporte wurden in zusammengestellt und ein Großteil der verbliebenen Deutschen kam so in den Westen. Dennoch waren Anfang 1946 von 656 Einwohnern in Gwda 352 Deutsche und in der zweiten Hälfte von 1946 gab es nur noch 126 Deutsche von insgesamt 755 Einwohnern in Gwda, mithin eine deutliche Abnahme der ehemaligen deutschen Bewohner in Küdde. 1947 war noch mal eine große Ausreisewelle mit Transporten nach Westen gestartet worden; man konnte ausreisen, mußte aber nicht – wer z. B. eine Arbeitsstelle hatte oder gar ein Fachmann war, den hatten die Polen gerne da behalten.
In den 50-er Jahren begann sich die allgemeine Situation zu stabilisieren, Sicherheit und Wirtschaft nahmen langsam Konturen an – dafür sorgte die kommunistische Regierung Polens – Planwirtschaft wurde verordnet. Die Kleinbauern kamen damit nicht zurecht, man gab ihnen wenig Unterstützung seitens des Staates, dieser favorisierte eher die Genossenschaften und großen Staatsgüter. Die kommunistische Partei warf den Bauern Faulheit und Sabotage vor. Das änderte sich erst 1956, nachdem die Kommunisten ihre Politik korrigiert hatten: Bauern und Handwerksbetriebe bekamen jetzt mehr finanzielle Anreize und Mittel, so dass auch in Gwda/Küdde ein leichter wirtschaftlicher Aufschwung spürbar war.
Kirche und Schule wurden gleich 1945 mit Leben erfüllt, es gab bald ein Lebensmittelgeschäft, eine Mühle, eine Bäckerei und ein Wirtshaus nahmen ihren Betrieb auf, eine Genossenschaft wurde gegründet sowie eine freiwillige Feuerwehr; 1950 wurde in Gwda Wielka ein Sportverein ins Leben gerufen. Die von den Russen demontierte Eisenbahnstrecke von Neustettin nach Stolp wurde 1946 wieder aufgebaut und in Betrieb genommen.
1948 hatte Gwda Wielka 872 und Gwda Mala 258 Einwohner; wie viele davon noch Deutsche waren, ist nicht bekannt.

Schule Der Schulunterricht begann schon 1945 im alten deutschen Schulgebäude an der Straße nach Soltnitz. Der Anfang war sehr schwierig, es fehlte an Büchern, Lehr- und Lernmaterial, ja sogar an Heizmaterial für die Unterrichtsräume. 1949/50 verbesserte sich die Lage. Zu der Zeit wurden 211 schulpflichtige Kinder von 4 Lehrern unterrichtet.

Kirche

1952 kam der Priester Jan Koncur als erster katholischer Pfarrer nach Gwda Wielka/Groß Küdde, am 25. Januar 1968 wurde der Heilige-Stanislaw-Pfarrbezirk ins Leben gerufen und damit die Abhängigkeit vom Neustettiner Pfarrbezirk aufgehoben. Zum gegenwärtigen katholischen Pfarrbezirk gehören die Gemeinden Gwda Wielka/Groß Küdde, Gwda Mala/Klein Küdde, Zoltnica/Soltnitz und Drawien/Trabehn.

Neuzeitliches Foto der Kirche, ohne Datum

Aquarell von einem polnischen Maler Hiczintus
Diese Ansicht oben und der Blickwinkel waren wohl die Vorlage für den Maler.

Oben Kirche im Winter und Kirchenschiff mit Altar unten.

Kirchenglocke (oben) noch im Original wie auch die Kirchenschlüssel für Haupt- und Seiteneingang (unten).

Dorfansichten in Öl von Janusz Barski

Panorama von Klein Küdde gemalt in Öl vom polnischen Maler Janusz Barski

Feuerwache der Freiwilligen Feuerwehr in Groß Küdde und Häuserfront an der Hauptstraße Groß Küdde

Ölgemälde des polnischen Malers Janusz Barski von 1996.
Der Maler ist zu erreichen über <
http://barsjan.w.interia.pl/>

Häuser an der Polnastrasse und Herbst am Vilmsee; beide von Janusz Barski

Patenschaft der Gemeinde Scharbeutz mit Groß und Klein Küdde

15. Patenschaftstreffen von Groß und Klein Küdde am 29. Mai 2014 in Scharbeutz

Ergänzend zum Bericht unter „Aktuelles“ nachstehend eine kleine Bilddokumentation zum nunmehr alljährlichen Treffen in Scharbeutz – die Fotos hat Fritz Mausolf zur Vfg. gestellt.

Strandkirche Scharbeutz, Verabschiedung der Gottesdienstbesucher durch Pastor Klaus Dieter Niedorf.

Bürgermeister Volker Owerien begrüßt die Teilnehmer des Treffens im Bistro des Gemeindehauses.

Ruth Proske wird vom Bürgermeister als „Motor“ der Patenschaft gewürdigt.

Als Dank für ihren unermüdlichen Einsatz erhält sie vom Bürgermeister
einen Bildband und einen großen Blumenstrauß.

Ein abwechslungsreiches Programm wurde den 27 Teilnehmern des Treffens geboten; vorbereitet und organisiert wurde es wie in den vergangenen Jahren durch Frau Karin Stange von der Gemeindeverwaltung Scharbeutz. Das Treffen begann mit einem Gottesdienst in der Strandkirche, den Pastor Klaus Dieter Niedorf gestaltete, danach folgte das Mittagessen im Bistro des Gemeindehauses, hierdurch gestärkt brach man dann zu einem gemütlichen Strandspaziergang auf. Beim anschließenden Kaffeetrinken würdigte Bürgermeister Volker Owerien Frau Ruth Proske für ihren nimmermüden Einsatz zum Wohle und Bestand der Patenschaft. Die Teilnehmer hatten sich zuvor darauf geeinigt, dass die Treffen ab nächsten Jahr jedes Jahr stattfinden sollen. Da Ruth Proske nicht mehr die Jüngste ist, wird sie künftig durch Arnold Kuchenbecker und Fritz Mausolf bei der Vorbereitung und Organisation der Treffen unterstützt. Ein ausführlicher Bericht über das Treffen wird auch in der Pommerschen Zeitung erscheinen. Wie immer bei solchen Treffen hatte man sich viel zu erzählen und man verabschiedete sich mit der Vorfreude auf das nächste Treffen am Himmelfahrtstag 2015.


Anhang: Der Administrator dieser Homepage, Klaus Wendlandt, früher Dieck, hatte Gelegenheit diese Website vorzustellen; er rief dazu auf, zu Hause noch mal nachzuschauen, ob noch weitere Unterlagen aus der alten Heimat die Seite „Küdde“ bereichern könnten, um die „Leerräume“ auszufüllen – z. B. Unterlagen für eine Dorf-, Kirchen- und Schulchronik.
Nachsatz: Der obige Aufruf hat bereits Früchte getragen, denn Lothar Below aus Küdde hat mir diverse Fotos und Zeichnungen zukommen lassen – siehe auch in der Galerie!

Fotos aus früheren Treffen in Scharbeutz

Heimattreffen in Scharbeutz, undatiert.

Heimattreffen in Scharbeutz 2009 – ganz rechts Frau Ruth Proske, die die Treffen wie immer perfekt organisiert hatte.

20 Küdder Heimatfreunde versammelten sich 2004 in Scharbeutz anläßlich
eines Treffens auf einer Bank.

16. Patenschaftstreffen am 14. Mai 2015 in Scharbeutz/Ostsee

Gottesdienst an der Strandpromenade mit der Pastorin Dr. Schlapkohl.

Grußworte, Vorträge und Singen des Pommernliedes im Sitzungsraum der Gemeinde Scharbeutz.

Fritz Mausolf als Sprecher der Küdder beim Vortrag 2015.

Alt-Bürgermeister Gerhard Ehrke, Lothar Below und Karin Stange.


Petrus hatte es am Himmelfahrtstag mit den angereisten Heimatfreunden aus Groß und Klein Küdde gut gemeint, so dass der obligatorische Gottesdienst auf dem Podest der Strandpromenade durch Pastorin Dr. Corinna Schlapkohl abgehalten werden konnte.
Zum diesjährigen Treffen waren doppelt so viele ehemalige Küdder angereist als im Vorjahr; die Adressenliste wies Teilnehmer aus SH, HH, Berlin, MV und NRW aus – somit ein Beweis für die jährliche Veranstaltung.
Im Cafe „Vis a Vis“ begrüßte Bürgermeister Volker Owerien die große Teilnehmerschar wie immer sehr herzlich und freute sich über den Zuspruch – Scharbeutz ist immer eine Reise wert!
Nach dem Mittagessen ging es nach Pönitz in das Museum für Regionalgeschichte, wo Exponate aus versch. Epochen und Berufen bestaunt werden konnten.
Nach „Kaffee und Kuchen“ im Cafe „Vis a Vis“ ging es in den Sitzungssaal des Rathauses, wo die Teilnehmer vom stellvertretenden Bürgervorsteher Jürgen Brede begrüßt wurden. Es wurden mit Akkordeonbegleitung 5 Strophen des Pommernliedes gesungen. Danach folgten 2 Vorträge „Schätze der alten Heimat“ und „Balduin Brummsel“ durch Fritz Mausolf und die Vorstellung der Homepage „Neustettins Nachbarn“ – hauptsächlich die Seite „Groß und Klein Küdde“ – durch den Klaus Wendlandt, früher aus Dieck/Dziki, Kreis Neustettin; durch ihn erging wiederum der Aufruf, durch Zusendung alter Fotos und ggf. Chroniken zur Bereicherung der Homepage beizutragen.
Schließlich dankte der stellv. Bürgervorsteher Jürgen Brede allen Organisatoren – namentlich Frau Ruth Proske als ehem. Dorfsprecherin – die zum Gelingen des 19. Patenschaftstreffens beigetragen haben; dabei wurden Dankes- und Erinnerungsgeschenke ausgetauscht.
Nach dem Abendessen war „Gemütliches Beisammensein“ angesagt, bei dem auch der Bürgervorsteher Peter Nelle mit einem Grußwort aufwartete. Ein Lichtbildervortrag von Fritz Mausolf über pommersche Auswanderer nach Brasilien und der durch sie gegründete Stadt „Pomerode“ schloss den Abend ab.
Die Teilnehmer und Organisatoren versprachen sich beim Abschied im nächsten Jahr wieder zu sehen – es wird dann das 17. Mal sein bei 60 Jahren Patenschaft!
Ausführlicher hierüber noch in der Pommerschen Zeitung. Redaktion: FM/KW

Partner- und Patenschaften von Scharbeutz an den Ortseingängen als sichtbares Zeichen.

Zeitungsausschnitt aus den Lübecker Nachrichten – Foto und Text von Redakteurin Christina Düvell-Veen 1992

Auf dem Foto von 1996 posieren dieses Mal Heimatfreundinnen; Foto aus dem Fundus von Kurt Döhring.

17. Patenschaftstreffen am Himmelfahrtstag 2016 in Scharbeutz
Dieses Treffen stand ganz im Zeichen der 60 Jahre währenden Patenschaft zwischen beiden Gemeinden. Endlich musste eine Chronik geschaffen werden, weil die Zahl der Zeitzeugen ständig abnahm und die hier für notwendigen Unterlagen an mehreren Stellen verteilt waren. Diese Aufgabe haben Fritz Mausolf und Klaus Wendlandt nach dem Treffen von 2015 spontan übernommen – s. Seite 37 der Festschrift zu diesem kleinen Jubiläum. Im Schlusswort, s. weiter unten, wird aufgezeigt, wie schwierig es war, die notwendigen Unterlagen und passenden Fotos für eine fast lückenlose Chronologie zu beschaffen.

Titelseite der Festschrift „60 Jahre Patenschaft Scharbeutz mit Groß und Klein Küdde“

Die Festschrift wurde von Heimatfreundin Gudrun Mielke gestaltet sowie das gesamte Layout des Textteiles der Broschüre.

17. Patenschaftstreffen 2016 im Bürgerhaus Scharbeutz

Stv. Bürgervorsteher Jürgen Brede bei der Begrüßung der Teilnehmer des Treffens

2. Sprecher der Küdder Arnold Kuchenbecker hält seine Festansprache.


Ehrenbürgermeister Gerhard Ehrke
bei Festansprache.

2. Vors. des NKV Frank Lemke überbringt Grußworte des Heimatverbandes.

Sprecher der Küdder und gleichzeitig Vorsitzender des Neustettiner Kreisverbandes (NKV) Fritz Mausolf bei seinem Festvortrag.

Trotz seines hohen Alters und einer leichten Behinderung lässt es sich Gerhard Ehrke nicht nehmen, die Heimattreffen zu besuchen und eine kurzweilige Rede zu halten; letztendlich ist der Senior einer der Prinzen, der die damals schlummernde Patenschaft aus dem Dornrösschenschlaf „wachgeküsst“ hat – es geschah 1983 mit einer Kontaktaufnahme in Eutin beim Neustettiner Treffen und einem Besuch beim Heimattreffen 1984 in Kirchgellersen – ausführlich wird in der Festschrift über diese Begebenheit berichtet.

Fritz Mausolf erhält aus der Hand des stv. Bürgervorstehers Jürgen Brede ein Buchpräsent für die Verdienste um die Patenschaft.

Die Seniorin Ruth Proske, vorherige Sprecherin der Küdder, ist immer im Mittelpunkt der Heimattreffen.


Auch dieses Patenschaftstreffen endete mit einem gemütlichen Beisammensein im Wennhof; beim Abschied versprach man sich, im nächsten Jahr doch wieder zu sehen.
Die eigens für diesen Tag kreierte Festschrift fand Anerkennung von allen Seiten – sie entwickelte sich schon nach kurzer Zeit zum „Bestseller“.
Der Dank geht noch mal an alle, die am Zustandekommen dieser Chronik mitgewirkt haben!

18. Patenschaftstreffen am 25. Mai 2017 in Scharbeutz

27 Teilnehmer sind auf Einladung der Patengemeinde angereist und hatten noch vor Beginn des offiziellen Teiles der Zusammenkunft den Gottesdienst auf dem Podest vor der Strandkirche an der Ostsee besucht.
Im Hotel Wennhof konnte dann Bürgermeister Volker Owerien die Heimatfreunde willkommen heißen, auf den Sinn der Patenschaft hinweisen und kleine Aufmerksamkeiten an die Mitorganisatoren übergeben. Das Dankes-Grußwort übernahm der Sprecher der Küdder Heimatfreund Fritz Mausolf.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen und einer kleinen Ruhepause lud dann die Patengemeinde zu Kaffee und Kuchen in das Bürgerhaus ein. Vor der Eröffnung des Kuchenbuffets ging der eigens aus dem Urlaub angereiste stellv. Bürgervorsteher Jürgen Brede nochmals auf den Erhalt der Patenschaft ein. Anschließend nahm der 2. Sprecher der Küdder Arnold Kuchenbecker die Totenehrung vor – danach wurde das Pommernlied gesungen.
Waren die Tische im Sitzungsraum im Bürgerhaus bereits mit Wimpeln der Gemeinde geschmückt, so kamen nunmehr, gestiftet durch Arnold Kuchenbecker, Stander mit dem Wappen von Groß und Klein Küdde hinzu.
Am Schluß des offiziellen Teiles stellte Heimatfreund Klaus Wendlandt (früher Dieck) noch die Seite Groß und Klein Küdde seiner Homepage <http://www.neustettins-nachbarn.de> vor.
Das „Gemütliche Beisammensein“ beendete wie in den vergangenen Jahren auch das diesjährige Treffen mit dem gegenseitigen Versprechen, sich doch im nächsten Jahr wieder in Scharbeutz zu treffen.

Bürgermeister Volker Owerien im Gespräch mit der Grand Dame aller Treffen Ruth Proske.

Blick in den Saal des Bürgerhauses 2017.

19. Patenschaftstreffen in Scharbeutz am 10. Mai 2018.

Die Patengemeinde Scharbeutz hatte zu dem Treffen eingeladen. Dieser Bitte folgten 28 ehemalige Küdder und fanden sich sogleich auf dem Podest vor der Strandkirche an der Ostsee ein.
Herrlicher Sonnenschein – bestes Strandwetter – alle Plätze waren besetzt – ein Posaunenchor begleitete den Gottesdienst – ein besonderer Akt war angesagt: Die Übergabe des Modells der Küdder Kirche an die Kirchengemeinde Scharbeutz.
Wochen zuvor hatte Heimatfreund Karl Brüchert das Modell noch auf Vordermann gebracht, einen Unterbau gebastelt und die Urkunden für die Übergabe vorbereitet.


Ein Posaunenchor begleitete den Gottesdienst Übergabezeremoniell des Kirchenmodells
Im Beisein des stellv. Bürgervorstehers, Jürgen Brede verlas der Sprecher der Küdder, Fritz Mausolf die Übergabeurkunde. Erwähnt sei noch der Erbauer des Modells: Kurt Döhring, langjähriger Sprecher der Küdder.



Übergabeurkunde an die Kirchengemeinde Kurt Döhring mit seinem Modell der Kirche

Nach der Einnahme des Mittagessens im Hotel Wennhof traf man sich im Bürgerhaus, wo die Patengemeinde zu Kaffee und Kuchen eingeladen hatte. Gruß- und Dankesworte wechselten die Seiten, Aufmerksamkeiten wurden überreicht, bevor die Totenehrung durch den stellv. Sprecher der Küdder, Arnold Kuchenbecker, vorgenommen wurde; diese stand ganz im Zeichen des Gedenkens an Ruth Proske, der langjährigen Sprecherin der Küdder Heimatfreunde. Wie immer wurde auch der Toten der Patengemeinde Scharbeutz gedacht, dazu wurden das Pommern- sowie das Schleswig-Holstein-Lied gesungen.


Gedenken an Ruth Proske, sie war Motor und Mittelpunkt aller Treffen;
Ruth beim Treffen 2016 im Gemeindesaal Scharbeutz.


Nach dem Totengedenken führte Klaus Wendlandt noch einmal die Seite Küdde per Beamer auf der Leinwand vor, wobei die Aufmerksamkeit den Transportlisten über die Aussiedlung der ehemaligen Küdder in der Zeit 1946/47 galt; Hobbyhistoriker Kamil Kruszewski aus Küdde/Gwda hatte die Listen speziell für dieses Treffen aus dem Staatsarchiv Stettin/Szczecin beschafft.
Das Treffen wurde auch dieses Jahr mit einem gemütlichen Abend im Wennhof beendet.
In der nächsten Ausgabe von „Mein Neustettiner Land“ kann ein Bericht über dieses Treffen nachgelesen werden.

20. Patenschaftstreffen am 30. Mai 2019 in ScharbeutzDie Gemeinde Scharbeutz hatte die ehemaligen Bewohner von Groß und Klein Küdde und deren Nachkommen zu diesem „kleinen“ Jubiläumstreffen an die Ostsee eingeladen; die Organisation lag wiederum in den bewährten Händen von Frau Karin Stange.
Das Treffen begann wie in den Vorjahren mit einem Gottesdienst auf dem Podest vor der Strandkirche mit Blick auf die Ostsee und das Modell der Küdder Kirche.
Ein ausführlicher Bericht von Karl Brüchert ist auf den Seiten 38-42 von Mein Neustettiner Land, Ausgabe 1/19, abgedruckt.
Nach dem Mittagessen im Wennhof und einer kleinen Ruhepause versammelten sich die 20 angereisten Heimatfreunde zu Kaffee und Kuchen sowie zum offiziellen Teil des Treffens im Saal des Bürgerhauses, wo die Grußworte ausgetauscht wurden. Die Totenehrung übernahm der Sprecher der Küdder Fritz Mausolf, das anschließende Pommernlied sowie das Schleswig-Holstein-Lied wurden mangels Begleitung a capella gesungen.
Nach diesem „gelungenen Treffen“, so Karl Brüchert, soll 2020 wieder ein Patenschaftstreffen in Scharbeutz stattfinden.


Links: Gottesdienst vor der Strandkirche mit Pastorin Dr. C. Schlapkohl.
Rechts: Der „harte Kern“ des Treffens am Abschiedsabend 2019; Fotos M. Weber

Das 21. Patenschaftstreffen am Himmelfahrtstag 2020 ist von der Bürgermeisterin,
Bettina Schäfer, wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden; das Treffen
soll 2021 nachgeholt werden, so ihr Wunsch.

Ein verdienter Heimatfreund hat uns für immer verlassen, er wurde buchstäblich aus unserer Mitte abberufen!

Bei Patenschaftsbesuchen in Scharbeutz war Fritz meistens im Mittelpunkt, wie 2019 auf dem Foto oben zu sehen ist.

Aber zunächst sein Werdegang in Kurzform:

Geboren wurde Fritz Mausolf am 8. Januar 1935 als 5. von 6 Kindern in Niederheide, Kreis Neustettin.

Eingeschult wurde Fritz 1941 in die Dorfschule zu Trabehn unter dem Klassenlehrer Gustav Moritz, über den bereits auf der Seite Trabehn bzw. in MNL berichtet wurde. Nach der Ausweisung aus seiner geliebten alten Heimat im Februar 1946 setzte Fritz den Volksschulbesuch in Herne/NRW fort.

1950 begann Fritz eine Ausbildung zum Großhandelskaufmann und wurde 1955 Kfm. Angestellter bei Karstadt in Herne, wechselte dann zu Karstadt in Dortmund, Husum und Karlsruhe, dabei stieg er in seinem Berufsleben bis zum Verwaltungs- und Organisationsleiter auf. In den Ruhestand ging Fritz im Jahr 2000, war dann aber noch bis 2008 aushilfsweise im Einzelhandel tätig. Zwischendurch machte Fritz noch eine Ausbildung zum Heilpraktiker.

Fritz war von 1962 – 1989 verheiratet und hinterlässt zwei erwachsene Söhne.

Pläne und Aufgaben:

Seine alte Heimat hat Fritz Mausolf nie vergessen – wann immer er konnte, ist er dort hingefahren, hat Besuche gemacht, Vorträge gehalten und sich um die Seelsorge der dort verbliebenen Deutschen gekümmert.

Fritz hatte noch Pläne für dieses Jahr; er wollte auf jeden Fall seine alte Heimat besuchen: In Dieck und Wulfflatzke hatte er bereits Besuche angekündigt, wahrscheinlich auch in Neustettin und Soltnitz.

Die Ausgestaltung des Heimatmuseums in Eutin in Zusammenarbeit mit Rita Kennel machte Fritz über viele Jahre zu seinem Hobby.

Vom 27.02.2016 – 30.09.2017 war Fritz Vorsitzender des Neustettiner Kreisverbandes.

Nach dem Tode von Ruth Proske übernahm Fritz 2016 die Aufgabe des Sprechers der Küdder bis zu seinem Ableben. Dass die Patenschaftstreffen jedes Jahr stattfinden sollten, war seine Idee; er hatte noch vor, viele Treffen in Scharbeutz mit zu organisieren – er wird uns fehlen!

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