Thurow

Thurow – damals vor 1945 und heute

Am Ende dieser Seite wird über die Zeit nach 1945 berichtet.

Ansichtskarte von Thurow um 1926. Weitere Gruß- und Ansichtskarten unten.

Dorfchronik

Thurow war von 1543 bis 1945 für 402 Jahre ein deutsches Dorf im Kreis Neustettin.

Gründung von Thurow:

Emil Wille schreibt in seinem Werk zur Besiedlung des Newen-Stettiner Landes, dass Herzog Barnim XI einem seiner getreuen Untertanen, dem Neustettiner Hans Mandeke und seinen Erben am 15.11.1543 ein ewig freies Schulzenamt mit 2 Hufen auf der wüsten Feldmark Thurow verliehen hatte mit der Bedingung, innerhalb von 3 Jahren Haus, Scheune und Hof zu errichten. Außerdem erhielt er die Fischereirechte im Dorfpuhl (Teich) seinem Haus gegenüber. Dafür sollte Mandeke andere veranlassen, sich ebenfalls auf dieser wüsten Feldmark anzusiedeln. Nach Ablauf von 10 Jahren sollte er einen Schulzenklöpfer (Schulzenpferd) zur Verfügung des Amtes halten. Das Dorf wurde zunächst auf 10 Bauern zu je 2 Hufen angelegt, wobei ein Hufschlag kurz vor dem späteren Dorf Wulfflatzke auf der linken Seite des Weges zu liegen kam.
Hans Mandeke und später sein Sohn Christoph übernahm das „Krügen und Bierschenken“. 1614 wurde das Bierschenken dem Schulzenamt abgenommen und von einem besonderen Krüger in einem Krughäuslein übernommen.
Bei der Errichtung ihrer Gehöfte durch Rodung und Gründung waren die Bauern zu der Zeit dieser Kolonisation weitgehend eigenständig, sie bauten Häuser im Fachwerkstil mit Lehm-und Strohfüllungen und Dächern aus Reed oder Stroh. Begleitende Berufe waren Schmied, Stellmacher, Tischler und Böttcher sowie Schneider und Schuhmacher. Gewebt wurde weitgehend auf den Höfen selbst.
Thurow war damit eines der 58 Dörfer der „Neuzeitlichen Ostkolonisation“ im 16. Jahrhundert, mit der die Erschließung des späteren Kreisgebietes Neustettin im Wesentlichen abgeschlossen wurde. Diese Kolonisation ist nicht mit der des späteren Industriezeitalters zu verwechseln. Hier ging es um von den jeweiligen Herrschern gewollte Ansiedlung durch Rodung und Urbarmachung für die Feldwirtschaft.
Besonders fleißigen und tüchtigen Untertanen wurden Lehnschulzbriefe verliehen, damit sie zu günstigen Bedingungen das wüste Land urbar machen sollten. Wald und Torfmoore gehörten zunächst allen gemeinsam.
Mandeke durfte inzwischen 4 Hufen roden, die nach ihm kamen nur je 2. Eine Hufe bedeutete damals je nach Bodengüte 20-40 Morgen = 5-10 Hektar. Alle Erstsiedler waren 10 Jahre lang abgaben- und steuerfrei gestellt. Das Dorf entwickelte sich später um den Schulzenhof Mandeke am Dorfteich zu einem Reihendorf, ferner zu einem Durchfahrtsort für die Dörfer Wulfflatzke, Dieck und Labenz; östlich von Thurow entwickelte sich Soltnitz mit der Domäne Neuhof.
Nach der Größe des Hofes wurde unterschieden nach Vollbauern mit 300-500 Morgen, nach Halbbauern mit 50-100 Morgen Land und in Kossäten (Tagelöhner) mit etwa 10 Morgen Land und 2 Kühen; der Schulzenhof hatte etwa 1000 Morgen Land zur Verfügung.
Alle Bauern, außer dem Schulzen und dem Müller, hatten der Domäne Neuhof als Gegenleistung für das Lehen Frondienste zu leisten: die Bauern Spanndienste, die Kossäten Handdienste.
In den Jahren 1830-1840 gab es nach der von Steinschen Reform einschneidende Entwicklungen im Dorf, z. B. die Übertragung des Lehens als Eigentum. Die bisher gemeinsam genutzten Weide-, Wald- und Torfgebiete wurden parzelliert. Bis zur Jahrhundertwende entwickelten sich mehere große Höfe – über 300 Morgen als Gut bezeichnet; hierzu gehörten die Familien Fuhlbrügge, Klagge, Löffler, Minckley, Nimz, Plath und Witte. Die Erstbesiedlungen erfolgten zunächst an der Straße von Neustettin nach Ratzebuhr, später auch in Richtung Wulfflatzke. Verkauf, Teilung oder Vergrößerung von Grundbesitz/Höfen waren in der Folgezeit an der Tagesordnung. Bisherige Halbbauern wurden mit etwa 100 Morgen zu Vollbauern wie Buchholtz, Fürstenberg und Lubenow. Die Kossäten nannten sich jetzt Büdner, Tagelöhner oder Deputanten. 1907 wurde der 1100 Morgen große Schulzenhof in die beiden Höfe Zander und Zorn aufgeteilt.
Der zur Gemeinde Thurow gehörende Müchowshof mit seiner Ziegelei war mit mehr als 2000 Morgen das größte Gut; sein letzter Besitzer war Hauptmann Knuth. Er verkaufte sein Anwesen 1928 an die Pommersche Landgesellschaft, die das Gut zersiedelte und sich von der Ziegelei trennte.

Zur Namensgebung: Der Ortsname Thurow hat im Wendischen einen Bezug zum Auerochsen, pomeranischer Tur = Auerochs. Taurowo heißt im Wendischen Auerochsenwald.

Thurow bestand 1930 aus 5 Orten, nämlich dem Hauptort Thurow, Münchhofshof, Thurowkrug, Forsthaus Thurow und Wegnershof und hatte 1925 738 Einwohner, die sich auf 163 Haushalte verteilten, aber in nur 77 Häusern wohnten – die Tagelöhnerhäuser waren mit mehreren Familien besetzt. Bei einer weiteren Volkszählung am 17. Mai 1939 waren es 798 Einwohner, überwiegend ev. Glaubens. Die Familien Below, Fuhlbrügge, Lubenow und Minckley konnten auf eine 300-jährige Familientradition in Thurow zurückblicken.
Neben den Gutsbesitzern, Bauern und Tagelöhnern gab es auch Handwerker, nämlich 3 Schmiede und je einen Stellmacher, Tischler, Schuster und Schneider, später eine Landmaschinenschlosserei.

Für die Haushalte kam die Elektrizität erst 1908 nach Thurow.

Zur Lage: Thurow liegt etwa 7 km südlich der Kreisstadt Neustettin an der Provinzialstraße Patzig-Bärwalde-Neustettin-Ratzebuhr-Flederborn, spätere Reichsstraße 160, heute polnische Landstraße 11.
Eisenbahnverkehrsanbindung s. Bahnhof.

Zu Flucht, Vertreibung und Ausreise liegt ein Bericht der Gutsbesitzerin Frieda Minckley, geb. Buchholz, vor, der in Kurzform weiter unten zu lesen ist. Die Ausweisung der Familie Minckley mit 50 weiteren Deutschen erfolgte am 29. September 1945. Es ist nicht bekannt, wann die letzten deutschen Bewohner nach diesem Datum Turowo/Thurow verlassen haben oder ob heute noch dort welche wohnen.

Quellen: Rudolf Buse, Chronik Thurow von 1995, unveröffentlicht, Ordner im Heimatmuseum Eutin/SH; Buse selbst bezieht sich auf Emil Wille „Zur Besiedlung des Newen Stettiner Lande “ und auf Aufzeichnungen von Helga Witt, geb. Below; Ruth Krüger in ihrer Dissertation „Volksleben und Brauchtum“. Zusammengestellt von Hans-Joachim Speckmann, red. bearb. KW

Grußkarte aus Thurow von 1910, wenn auch undeutlich, dafür aber historisch;
Kirche, Gut Rehbein (Schloß), Bahnhof und Kaufladen Fleming mit Personal.

Diese Grußkarte der Familien Lubenow/Speckmann ist zwar 1905 geschrieben worden, müßte aber älter sein, denn die Kirche hatte noch keinen Turm, die Gaststätte Lubenow noch keinen Anbau, aber dafür ein Rittergut. Erst mit der obigen Grußkarte von 1910 hat die Kirche einen Turm und aus dem Rittergut ist ein Schloß geworden; siehe auch Grußkarte von 1926 oben.

Dorfplan

Kann in der Galerie vergrößert werden.


Die ehemaligen Bewohner von Münchowshof sind in der Legende des Dorfplanes von Thurow nachlesbar; Zeichner der Pläne war Erich Fuhlbrügge, ehemaliger Besitzer der Landmaschinenschlosserei.

Schule

Das Schulgebäude – Foto soll erst nach 1945 entstanden sein.

Schulklasse von 1873 mit ihrem Lehrer Julius Below und seiner Familie in den Fenstern.

Kirche

Kirche in Thurow aus zwei Blickwinkeln um 1910 mit Turm und Storchennest; jeweils Rückansicht mit kleinen Veränderungen.

Innenansicht der Kirche – Repro aus einem Buch; historisch wenn auch unscharf.

Zeichnung der Kirche von Ulrich Schreiber.

Die Glockeninschrift (große Glocke) lautet im oberen Teil: Ehre sei Gott in der Höhe.
Darunter: Pastor Schwartz, Kirchenälteste Fürstenberg und Krüger, Lehrer Julius Below und Otto Below, Kirchendiener Paul Below und Wilhelm Schere und Franz Schilling in Apolda 1901. Hinweis: In Apolda war eine Glockengießerei.

Thurow gehörte zunächst zur Kirche Neustettin. Der Weg in die Stadt war zu damaliger Zeit beschwerlich; außerdem war die Kirche sehr klein und hatte für die Bauern der umliegenden Dörfer keine eigenen Bänke.
Einige Bauern aus Thurow wurden beim Superintendenten Jacob Faber und dem fürstlichen Hauptmann Nikolaus Putkammer in Neustettin vorstellig mit der dringenden Bitte, auf dem Friedhof in Thurow eine eigene Kapelle bauen zu dürfen. In der Zeit 1602-1620 wurde eine Kapelle auf dem westlich am Weg nach Hütten gelegenen Friedhof erbaut.
Als diese Kapelle zu klein und in die Jahre gekommen war, wurde 1847 die heutige schöne evangelische Feldsteinkirche erbaut; zunächst ohne Glockturm, die beiden Glocken hingen in einem Glockenstuhl neben der Kirche. Seelsorger war in dieser Zeit der gelähmte Pastor Drews.
Gutsbesitzer, Großbauern und sonstige Honoratioren hatten feste Plätze in der Kirche, die übrigen Dorfbewohner waren auf freie Bänke angewiesen, links die Frauen, rechts die Männer. Die Gottesdienste wurden anfangs alle 2 Wochen durch einen Pastor aus Neustettin abgehalten; an den Sonntagen dazwischen fanden Lesegottesdienste statt, die durch den Lehrer bedient wurden – dieser spielte auch gleichzeitig die Orgel – siehe auch Hinweis von Helga Witt.
Erst 1906 erhielt die Kirche den heutigen 27,70 m hohen Turm, in dem sich noch die alten Glocken befinden.
Aus Spenden wurde 1921/22 ein Kriegerdenkmal für die im I. Weltkrieg gefallenen 46 Thurower errichtet; es stand rechts von der Kirche und wurde vermutlich von den Russen zerstört.
1908 gründete der Lehrer Otto Below einen gemischten Kirchenchor.

An dieser Stelle ein weiterer Beweis, dass es in der Thurower Kirche eine Orgel gab; in der Pommernzeitung von 1970 hat Helga Witt, Tochter von Otto Below, sen., aus ihrer „Jugendzeit in Thurow“ berichtet – hier ein kurzer Auszug: „Meines Vaters liebstes Amt jedoch war der Organistendienst in der Kirche. Mit großer Freude spielte er die Orgel zu den Gottesdiensten; mit großer Freude leitete er den Chor.

In der heutigen Kirche fehlt allerdings die alte Orgel. Sie wurde nicht im Kriege zerstört! Nach Aussage des Kirchendieners Ludjan wurde die Orgel durch Polen in den Jahren 1970-1980 abgetragen und die schöne Balustrade (Empore) verbrannt. Der damalige Pfarrer wollte auf dem Chor freien Platz schaffen und dabei war ihm die schöne Orgel im Wege – ein Akt, der heute sehr bedauert wird.

Alte Bauzeichnungen der heutigen Kirche befinden sich im Museum in Neustettin/Szczecinek.

Laut Rudolf Buse, der auch diese Kirchenchronik in seinem Ordner hinterlassen hat, gibt es Aufzeichnungen in Kirchenbuchkopien zurück bis 1756 als Anlage im Ordner.

Schloß, Gut, Bahnhof, Post, Gasthaus

Schloß Thurow, Repro aus der obigen Ansichtskarte von 1926; als Gut Rehbein bezeichnet in der Ansichtskarte von 1910.

In Ermangelung eines alten Fotos des Bahnhofes ein Repro aus der Grußkarte v. o.

Die Eisenbahnstrecke Kolberg – Neustettin – Schneidemühl wurde 1879 mit dem Bahnhof Thurow in Betrieb genommen; noch lange nach 1945 fuhren die Züge mit Dampfbetrieb, später elektrisch. Neben Personenzügen fuhren ebenso viele Güterzüge mit Kohle, Holz und landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Das Gebäude des Bahnhofs ist fast unverändert.

Die alte Post um 1930 mit Posthalter und Familie;

Gasthaus „Zum Roten Strumpf“, Repro aus Grußkarte von 1910.

Dorfleben und Brauchtum

Emilie Drews beim Spinnen an Winterabenden 1942

Hochzeit Fritz und Elna Fuhlbrügge am 1. Dez. 1930

In der kalten, dunkleren Jahreszeit verlagerte sich das Dorfleben in die Häuser zum Spinnen, Basteln sowie für Reparaturarbeiten. Für Feiern gab es genug Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstage und Konfirmationen, sowie Beerdigungen; man feierte auch gleich mehrere Tage für den gleichen Anlass, sofern es die Feldarbeit zuließ. An kirchlichen Feiertagen war auch noch ein 3. Festtag arbeitsfrei.

Hochzeitsgesellschaft der Hochzeit von Friedrich und Elna Fuhlbrügge 1. 12. 1930 vor dem Brauthaus in Osterfelde bei Bärwalde.

Großfamilie Fuhlbrügge im Sommer 1915 vor dem alten Haus in Thurow; links auf dem Foto in strammer Haltung Erich Fuhlbrügge, später Betreiber der Landmaschinenschlosserei an der Straße Neustettin nach Lottin.

Dorfleben und Brauchtum richteten sich, wie auch in anderen Dörfern des Kreises, vornämlich nach der Jahreszeit und sind teilweise durch die Menschen mitgeprägt worden, die im Rahmen der Besiedelung zugewandert waren.

„Obwohl der Bauer etwas schwerfällig war“, schreibt Ruth Krüger in ihrer Dissertation, „war er doch keineswegs gleichgültig gegenüber dem Gemeinschaftsleben“.Nach der schweren Feldarbeit auf den kargen Böden, wo die ganze Familie Generationen übergreifend beteiligt war, hatte man das Bedürfnis, etwas anderes zu machen, sich daran zu beteiligen oder nur zu genießen. Die nahe Stadt bot vielleicht schon vieles in dieser Hinsicht, man wollte aber vor Ort etwas bieten und die Leute aus den Häusern holen; dennoch wurden Sitten und Gebräuche auch in den Häusern gepflegt, vor allem in der schlechteren Jahreszeit. So gab es schon recht früh in Thurow einen Kriegerverein sowie einen Turn- und Sportverein und einen Chor, vermutlich auch eine Feuerwehr; diese Institutionen traten dann in der Regel als Organisatoren für Veranstaltungen und Feiern auf.

Ruth Krüger macht in ihrer Diplomarbeit „Volksleben und Brauchtum“ von 1957 einen Gang durch das Kalenderjahr, der hier verkürzt wiedergegeben wird:
In Thurow begann das neue Jahr mit einem Festgottesdienst. In den Familien machte man Planungen für das kommende Jahr. Anfang Januar wurde der Weihnachtsbaum geplündert und etwaige Reste an Gebäck an die Vögel verfüttert. Da es draußen bis März nichts zu tun gab, vergnügte man sich mit Rodeln, Schlittschuhlaufen und Schlittenfahrten per Pferd mit Glockengeschirr; damals gab es noch die tief verschneiten Felder und Wälder.
An Lichtmess, am 2. Februar, sagte man, dass der Winter bald vergessen sei und man verabschiedete ihn mit „Fastlabend“, mit Fröhlichkeit und Ausgelassenheit sowie Verkleidungen und Umzügen durch das Dorf – ähnlich der Fastnacht im Rheinland; mit viel Lärm und Tanz wurde der Winter ausgetrieben und gegessen wurde, was die Küche und der Backofen hergaben. In der sich anschließenden strengen Fastenzeit begannen auch schon die Vorbereitungen für die nahende Feldarbeit sowie das Herrichten der Ackergeräte. Aber erst ab dem „Marientag“, 25. März, wenn die Tagelöhner ihre Arbeitsstelle gewechselt hatten, ging es unweigerlich an die Feldarbeit mit Pflügen, Eggen und Säen. Der naturverbundene Bauer hatte ein untrügliches Gefühl dafür, wann er mit der Feldarbeit beginnen konnte; wenn etwas reif war für die Ernte, nahm er es mit der Nase wahr.
Die Osterzeit unterbrach die Feldarbeit nur kurz.
Der Karfreitag als höchster Feiertag wurde in aller Stille begangen; die ganze Familie ging zum Abendmahl und bis Sonnenuntergang wurde nichts gegessen. Erst am Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung, kam wieder Freude auf und man genoss die drei Feiertage in jeder Hinsicht. Zuvor wurden aber am Ostersonntag die Osterbräuche wie Osterwasserholen, Ostereiersuchen und Ostereierstiepen hauptsächlich von Kindern und der Jugend wahrgenommen (diese Bräuche wurden schon an anderer Stelle (Dieck) ausführlich beschrieben).
Zwischen Ostern und Pfingsten nahm die Feldarbeit ihren Fortgang, wozu auch Steinesammeln gehörte, gegebenenfalls war auch noch Torfstechen angesagt.
Zum Pfingstfest wurde der Hof und die Zufahrten mit Maigrün (Birkenzweige) geschmückt. Am Pfingstmontag wurde das Vieh geschmückt durch das Dorf auf die Weiden getrieben. Gleich nach Pfingsten wartete schon die 1. Ernte, das Heu als Winterfutter für die Kühe, Schafe und Pferde; auch hier wurde jede Hand gebraucht, es durfte keiner mehr krank oder müde werden, vor allem mußte das Wetter mitspielen.
Zwischendurch ein paar Bauernregeln bzw. -sprüche:
„Ist der Mai kühl und nass, füllt’s dem Bauern Scheun und Fass!“
„Wenn mein Roggen gut steht, muß sich am 1. Mai eine Krähe darin verstecken können!“
„Wenn die Frösche überlaut singen, gibt es Regen!“
Der Siebenschläfer am 27. Juni war ein gefürchteter Tag für die Bauern, denn regnete es an diesem Tag, so könnte es 7 Wochen lang regnen, was nicht gut für die Ernte wäre.
Wie wortkarg die pommerschen Bauern bei der Feldarbeit sein können, erzählt folgende Geschichte:
Ein Bauer ging morgens mit seinem Knecht aufs Feld und sagt: „Roggen steht schlecht!“ Worauf der Knecht mittags antwortet: „Zuviel Disteln drin!“ Abends der Bauer zu seiner Frau: „Der Knecht taugt nichts, der redet zuviel!“
Im Juli stand das Korn (Roggen, Hafer und Gerste) schon so gut auf dem Halm, dass es geerntet werden konnte. Die Kornfelder wogten dann im leichten Wind wie Wellen auf dem See und dabei kamen dann dunkle Schatten inmitten der Felder zu sehen – es war die Kornmuhme! Die Korn- oder Roggenmuhme entführt die Kinder, die zum Blumenpflücken in das Feld treten und sich darin verirren, sagt die Sage und die Kinder hatten Respekt vor diesem Ungeheuer.
Die Getreideernte und das Dreschen ist schon an anderer Stelle (Dieck) ausführlich beschrieben worden, desgleichen die Kartoffelernte. Nach der Ernte wurde natürlich auch in Thurow ausgiebig Erntedankfest gefeiert mit Erntekrone und Umzug durch das Dorf; der Gutsherr oder Großbauer dankte seinen Knechten und Mägden anschließend mit einem ergiebigem Ernteschmaus.
Nach der Getreideernte wurden dann im Oktober die Erd- und Hackfrüchte gerodet und eingemietet und an Martini (11. Nov.) wechselten dann die Knechte und Mägde viellleicht den Dienstherren, nachdem sie dann noch eine fette Gans oder anderes Deputat mit auf den Weg bekamen. An oder um Martini gab es das Martinsfeuer, die Schlachtfeste (Gans und Schweine) und natürlich das Federreißen (siehe Wulfflatzke). Zu Essen gab es dann Schwarzsauer und Gänseklein oder Wellfleisch.
Draußen gab es dann schon die ersten Fröste und vielleicht schon Schnee; man zog sich in die warme Stube zurück und briet Äpfel in der Ofenröhre – Wolle spinnen, Stricken, Häkeln, Basteln, Lesen, Vorlesen und Erzählen waren jetzt angesagt – nach der harten Feldarbeit frönte man auch der Muße.
Bis zum Jahresende gibt es noch ein paar Höhepunkte in Bezug auf Sitten und Gebräuche, nämlich den Nikolaustag, wo Kinder Stiefel oder Schuhe in die Fenster oder an die Türe stellten in der Erwartung, dass am nächsten Tag Süßigkeiten darin waren. Die Adventssonntage sind mit Kirchgang belegt mit anschließend gutem Essen und man erwartete den Heiligen Abend sehnsüchtig mit geschmücktem Weihnachtsbaum, Weihnachtsmann und Geschenken, nachdem Gedichte aufgesagt und gesungen wurde (Einzelheiten s. Dieck). Die weihnachtliche Stimmung blieb durch den Weihnachtsbaum und den Duft von Bratäpfeln, gutem Essen und Verwandtenbesuchen noch bis Silvester erhalten. Die Sitte verlangte es, dass zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche gewaschen wurde und kein Flachs auf dem Spinnrad blieb.
Nun kam die Jahreswende mit dem Silvesterabend: Die pommersche Verschlossenheit wich an diesem Abend, Fröhlichkeit und Ausgelassenheit waren angesagt – man buck Pfannkuchen mit Scherzartikeln darin – mit Lachen, Scherzen, Singen und Tanzen wollte man das alte Jahr beenden und das neue gleichzeitig begrüßen. Die gedeuteten Figuren beim Bleigießen gaben angeblich Auskunft darüber, welches Schicksal der Einzelne im nächsten Jahr zu erwarten hatte, z. B.: Ring = Ehe, Puppe = Kind, Band = Trauer, Sand = Tod, Brot = Nahrung usw., dazwischen immer wieder gutes Essen und Trinken.
Am Neujahrstag wieder Festgottesdienst wie oben!


Auch das gehörte zum Dorfleben.

Brigitte Jonas, geb. Fuhlbrügge bei der Fütterung des Federviehs – Respekt hatte sie immer vor dem Ganter.

Zum Dorfleben gehörte auch der Gemüsegarten, der Vorgarten mit Blumen sowie die Kleinviehhaltung zur Selbstversorgung und Entspannung.

Fuhlbrügges Pferde auf der Koppel an der Straße Neustettin – Lottin.
Die Pferdehaltung war für die Bauern ein Eckpfeiler; die Pferde halfen den Landwirten bei der Feldarbeit und erhöhten deren Mobilität – Traktoren und Autos gab es zu der Zeit recht wenig – und das war auch gut so!

Flucht, Vertreibung, Ausweisung

Frau Frieda Minckley, geb. Buchholz, *1881, erzählt ihren Bericht, der in einem Buch „Die Flucht und Ausweisung aus dem deutschen Osten“ von H.J. Falk und H. Jonas im Teil „Erlebnisberichte“ von Heinz Jonas 1995 veröffentlicht wurde – nachstehend Auszüge in Kurzfassung – Anmerkungen des Administrators sind blau markiert:

„Eines Sonntags, Anfang Januar 1945 kam in der Frühe Hitlerjugend zu uns und sagte, dass wir packen sollen, denn der Russe käme auch nach Thurow. Wir haben sofort mit dem Packen begonnen, denn es kamen schon immer mehr Trecks aus Ostpreußen zu uns, denen wir Unterkunft gewährten und sie mit Essen versorgten. Meine Tochter fuhr mit dem letzten Zug nach Demmien zu einer bekannten Gutsbesitzerfamilie mit ihren 4 Kindern und ich sollte mit dem Treck nachkommen. Wir fuhren erst bis Neustettin, um noch Sachen des Inspektors zuzuladen und übernachteten auch dort. Am nächsten Morgen ging der Inspektor zur Kaserne, um sich nach der Lage zu erkundigen; man sagte ihm, ‚Die Front konnte bei Schneidemühl gehalten werden‘; mit dieser Aussicht fuhren wir auf unseren Hof zurück. Das Haus war allerdings voll besetzt mit einquartierten Gendarmen und Marinesoldaten. Wir blieben noch 2 Wochen auf dem Hof, bis der Ortsgruppenleiter kam und zur Flucht aufforderte – dieses Mal treckte aber das ganze Dorf – es muß wohl der 26. oder 27. Januar 1945 gewesen sein, als wir in der Dunkelheit Thurow verließen und auch gleich unter Beschuß gerieten. Auf Anraten des Ortsgruppenleiters ging es über Neustettin nach Storkow zu einem Bauern. Dort mußten wir den Anhänger reparieren, auf dem ein Aufbau mit Dach montiert war; dieser hatte sich verschoben, weil der Pole, der den Trecker fuhr, zu dicht an die Chausseebäume geraten war. 3 Tage blieben wir in Storkow, dann ging es mit dem Treck weiter, der Ortsgruppenleiter gab die Richtung an. Wir hatten 3 große Gummiwagen mit Leuten und Sachen, 1 Getreidewagen und einen kleineren Wagen mit Treibstoff, bespannt mit 1 Trecker und 13 Pferden. Der Treck (wieviele Familien/Fuhrwerke es insgesamt waren, wurde nicht erwähnt) ging nur langsam voran; nachts sind wir in den Dörfern geblieben und haben auf den Wagen geschlafen.
Nach 8 Tagen waren wir kurz vor Treptow a. d. Rega; man konnte den Ort schon sehen, da kamen auf einmal die Russen von vorne, sie hielten den Treck an, drängten uns in den Graben und fuhren ca. 2 Stunden lang mit schweren Waffen an uns vorbei. Nachdem nun fast alle Wagen des Trecks, einschließlich unser Trecker im Graben standen oder lagen, kamen die Russen zu uns und wollten Uhren haben. Dann hieß es auf einmal durch die Russen: „Alles zurück!“ Das taten wir dann auch, indem wir die Wagen, einschließlich Trecker wieder auf die Straße brachten. Schon im nächsten Dorf wurden alle deutschen Männer, bis auf den Gutsinspektor und die zwei Polen, von den Wagen geholt; im nächsten Dorf verloren wir auch den Trecker.
Wir waren nun 2 Wochen Richtung Thurow unterwegs, wo uns nicht nur die Russen, sondern auch die Polen ständig Pferde, Geschirre oder Wagen wegnahmen. Als wir in Schivelbein ankamen, hatten wir nur noch 2 Wagen und als Bespannung zwei kranke Pferde, die nur einen Wagen ziehen konnten; nach 1 Km blieb der Wagen stehen und der andere wurde nach Rückführung der Pferde nachgeholt – so ging es bis Neustettin.
In Neustettin standen fast an jeder Straße Polen, die uns plünderten und wer nichts hergab, wurde erschossen – so auch eine Frau aus Thurow.
Endlich kamen wir in Thurow an. (Welche Familien mit wievielen Fuhrwerken des vormaligen Trecks es jetzt noch waren, wurde leider nicht erwähnt). Auf ihren Hof kam die Restfamilie Minckley mit ihrem Personal nicht, dort war durch die Russen ein Pferdelazarett eingerichtet worden; auch der herbeigerufene Kommandant schuf keine Abhilfe, man sollte im Ort eine Bleibe suchen. Das tat der kleine Resttreck der Familie Minckley auch und kam bei einer Cousine in Thurow unter, wo schon viele Thurower untergekommen waren, die nicht geflohen waren. Ab nun waren wir und die anderen Thurower täglichen Repressalien der Russen ausgeliefert. (Im Weiteren folgen wieder Berichte über Vergewaltigungen, Plünderungen und Erschießungen sowie von Selbstmorden junger Frauen, auf deren Schilderung hier verzichtet wird). Auch auf Frau Minckley richtete ein Russe sein Gewehr, weil sie ihm die Wegnahme eines Zuckertopfes verwehrte – sie schlug auf den Lauf und der Schuß ging ins Türfutter.
Nach 8 Tagen kam der Kommandant mit einem Dolmetscher zu Frau Minkley und bedeutete ihr, dass sie heute um 12 Uhr auf ihren Hof könne. Sie ging dann mit Verwandten zum Hof und mußte erstmal Ordnung schaffen: Haus und Hof säubern, tote Pferde begraben, freilaufende Haustiere einfangen und unterbringen – bewohnen konnten die Mickleys aber nur ein großes Zimmer, die anderen waren noch von den Russen belegt.
Nach einigen Tagen und Wochen kamen aber immer mehr Polen, die kleinere Höfe besetzten. Minckleys Hof war mit 440 Morgen (110 ha) Land für einige Polen zu groß für eine Bewirtschaftung. Einige Tage später kam eine Kommission aus Neustettin, machte eine Bestandsaufnahme, hisste die poln. Fahne und erklärte das Anwesen zum „Polnischen Staat“. Die Bestandsaufnahme wurde noch mehrere Male wiederholt und sämtliche Schlüssel wurden einem poln. Inspektor übergeben, der bereits auf dem Nachbarhof sein Domizil hatte.
Seitdem die polnische Fahne am Haus hing, gingen auch die nächtlichen „Russen-Besuche“ zurück; tagsüber kamen sie dennoch und holten sich Heu, Stroh und Maschinen sowie Sachen aus dem Haus, die ihnen gefielen.
Im Mai 1945 hieß es auf einmal, dass das Dorf zur Hälfte (welcher Teil, ist nicht beschrieben) von Deutschen und Polen geräumt werden müßte. Also zogen 59 Deutsche in die Ställe des Hofes Minckley ein und 4 poln. Familien in das Haus – Frau Minckley konnte in ihrer Stube verbleiben. Die Russen belegten nun die freie Hälfte des Dorfes und installierten einen Schlagbaum mit der Maßgabe, dass kein Deutscher das besetzte Terrain betreten durfte; auch die Kirche nicht, denn sie lag in dem gesperrten Teil des Dorfes. Vor der Sperrung hielt Pastor Kurt Afheldt, der immer mit dem Fahrrad von Neustettin kam, noch einen letzten sehr ergreifenden Gottesdienst in der Thurower Kirche: Man sang das Lied „Herr meine Seele“; am Schluß des Gottesdienstes drückte der Pastor noch jedem Hand – Tränen flossen zum Abschied.
Verstorbene mußten zur Beerdigung um das Dorf herum zum Friedhof getragen werden; eine Ausnahme machte der Kommandant bei einem ehem. Thurower Bauern (wer?), er durfte durch das Dorf zum Friedhof getragen werden.
Frau Minckley berichtet, dass die Polen, die in ihrem Haus wohnten, zu ihr sehr nett waren; gelegentlich bekam sie von ihnen einen Topf Milch oder Buttermilch, denn die Deutschen hatten keine Kühe mehr.

Am 29. September 1945 erhielten Frau Minckley und weitere 50 Thurower die Order, sich binnen 2 Stunden mit 15 Kg Handgepäck auf dem Neustettiner Bahnhof einzufinden. Der poln. Inspektor wollte Frau Minckley zum Dableiben überreden, und sie zur „Repräsentantin“ des Hofes bis an ihr Lebensende machen – sie wollte aber nicht und war mit ihrem Handwagen und den weiteren Thurowern pünktlich auf dem Neustettiner Bahnhof. Der Zug mit den Güterwaggons fuhr erst in der Nacht ab und benötigte 5 Tage bis Stettin; es wurde immer nur nachts gefahren. Als der Zug in Stettin-Scheune ankam, waren die Ausgewiesenen mehrfach ausgeplündert worden, bis sie nur noch die Sachen hatten, die sie am Leib trugen. Am nächsten Tag ging es über Pasewalk nach Greifswald, dann weiter nach Demmin, wo ihre Tochter wohnte. Dort blieb Frau Minckley bis 1. Januar 1946 – erst danach ging es über Helmstedt in den Westen.
Anmerkung: Der Bericht von Frau Minckley wurde von der „Ich“- in die „Wir“-Form umgeschrieben.

Anmerkung des Administrators zu vorstehendem Bericht:

Frau Minckley vergißt nicht bei allem was sie erlitten hat, dass es nur die gewalttätigen Russen und die plündernden Polen gab – z. B. den russischen Kommandanten, der sie wieder in ihr Haus ließ und die netten Polen, die ihr gelegentlich etwas zum Essen gaben und nicht zu vergessen den poln. Inspektor, der sie gerne behalten wollte; aufgrund ihres hohen Alters wollte sie lieber zu ihren Verwandten in den Westen. Ob sie jemals ihre Heimat wiedergesehen hat, bleibt noch erfragen?

Otto Below – heimatverbunden wie kein anderer!

Herzlichen Glückwunsch lieber Landsmann Otto Below.
Ein Thurower Urgestein feierte am 28. Februar 2013 seinen 99. Geburtstag.
Wir drücken Otto die Daumen, dass er das 100. Lebensjahr erreicht!

Die vorstehende Zeile schrieb der Administrator noch vor ein paar Tagen in voller Zuversicht; aber dann kam die Nachricht, dass Otto am 9. Oktober 2013 in seinem Haus am Bungsberg verstorben ist.
Das Foto „Otto vor seinem Fundus“ entstand an seinem letzten Geburtstag. So kannten ihn seine Heimatfreunde und so wollen sie ihn auch in Erinnerung behalten. Ein kleiner Nachruf s. weiter unten.

Otto vor seinem Fundus in seinem Haus in Bergfeld. 

Otto Below lebt heute mit seiner zweiten Ehefrau Erlinde glücklich und zufrieden in Schleswig-Holstein auf einem herrlichen Grundstück mit Blick in die Weite der Natur. Seine Gedanken schweifen sehr oft in seine alte pommersche Heimat, nach Thurow und nach Neustettin.

Otto Traugott Below wurde am 28. Februar 1914 als 4. Kind des langjährigen Lehrers, Kantors und Organisten Otto Below und seiner Ehefrau Katharina (gebürtig auf Helgoland) in Thurow Kreis Neustettin geboren.

Aufgewachsen und zur Schule gegangen in Thurow absolvierte Otto anschließend eine kaufmännische Lehre in Neustettin bei Ing. Max Wagner. Er erinnert sich gerne daran, dass er in seinen jungen Jahren auch in der Kirche in Thurow Orgel gespielt hat.

Otto Below meldete sich zum Arbeitsdienst und wurde beim Deutschen Handelsverband in Bad Polzin eingesetzt.

Weil Otto die schneidigen Uniformen der Polizisten in Neustettin so gut gefielen – damit konnte man gut die Mädchen beeindrucken – entschied sich Otto auf die Polizeischule nach Treptow/Rega zu gehen. 1934 kam Otto Below als Polizeiwachtmeister nach Stettin. Hier lernte der schnittige junge Polizeibeamte die Verkäuferin Käthe kennen. Bald wurde das Stammpersonal der Polizei aufgelöst und Otto wurde zur Wehrmacht nach Hamburg- Horn eingezogen.

Mit Sondergenehmigung seines Wehrmachtsvorgesetzten heiratete Otto in der Kirche von Pommerensdorf Kreis Randow in Pommern am 15. August 1939 seine geliebte Käthe. Sie verbanden trotz Krieg und Nachkriegszeit viele sehr schöne und innige Jahre.

Während des Russlandfeldzuges geriet Otto Below in Kurland/Lettland in russische Kriegsgefangenschaft. 1946 aus der Gefangenschaft zurück und wieder zu Hause arbeitete Otto zunächst als Kraftfahrer, 1955 wurde er Steuerbeamter in Hamburg. Auch suchte er umgehend Kontakte zu seinen Landsleuten.

Die gemeinsame Wohnung in Hamburg-Horn bewohnte das Paar bis 1977. Seit 1963 hatten sie ein Erholungsgrundstück in Bergfeld, in der Nähe von Eutin. Hier verbrachten Otto und Käthe fast jedes Wochenende.

Mit viel Liebe, viel Kraft und noch mehr Ausdauer wurde Bergfeld zu einem schmucken Heim ausgebaut.

Als Otto 1977 in Pension ging wurde der Hausanbau fertiggestellt. 1985 verstarb seine geliebte Käthe an einem Darmverschluss. Etliche Jahre später lernte er Roswitha Erlinde Herfurth, geboren in Thüringen, kennen.

Während des Heimatkreistreffens am 25. September 1993 in Eutin beim Festgottesdienst heiratete Wittwer Otto Below seine Erlinde. Pfarrer Friedrich Berg aus Eutin und Pfarrer Miroslaw Sikora aus Stolp in Pommern trauten die beiden.

Zeit seines Lebens war Otto Below ein ehrenamtlich immer viel beschäftigter Mann, so war er insgesamt in seinem bisherigen Leben in 14 Vereinen ein stets aktives Mitglied.

Hierzu gehörten insb. seine Tätigkeiten in der Pommerschen Landsmannschaft, im Siedlerbund in der Gemeinde Schönwalde am Bungsberg, Kyffhäuser Soldatenbund Kasseedorf. Er gehörte auch zu den Aktivisten beim Aufbau des Heimatmuseums in Eutin. Ferner war er aktiv bei der Arbeiterwohlfahrt, dem Roten Kreuz, der evangelischen Kirche in Schönwalde sowie im Gebrauchshundeverein in Hamburg-Horn.

Viele Jahre war Otto Below aktives Vorstandsmitglied und Schriftführer im Heimatkreisausschuss Neustettin.

Auch ist es Otto Below gemeinsam mit Heinz Waldow, Herbert Nöske und vor allen ihrem Vorsitzenden des Heimatkreisausschusses Ulrich Schreiber zu verdanken, dass vor mehr als 20 Jahren das Neustettiner Heimatmuseum in Eutin eröffnet werden konnte. Nach viel anstrengender ehrenamtlicher Tätigkeit ging ein langersehnter Herzenswunsch auch für Otto Below damit in Erfüllung. Otto gehört somit zu den Geburtshelfern des Neustettiner Heimatmuseum in Eutin, an dem noch heute sein ganzes Herz hängt.

Die Neustettiner Treffen in Eutin waren stets auch für Otto Below ein sehr schöner Höhepunkt und hier konnte er mit und zu vielen Landsleuten sprechen.

Eine junge Polin aus Neustettin hatte Otto vor einigen Jahren mehrere Monate bei sich in Schleswig-Holstein aufgenommen, damit sie hier in Deutschland auch die deutsche Sprache lernen konnte. Noch heute verbindet die beiden ein enges und herzliches Verhältnis.

Sein Arbeitszimmer und das gemeinsame Wohnzimmer enthalten in Schränken, Regalen und Schubfächern Unmengen Unterlagen, Bücher, Fotos u.a. Materialien seiner Heimat, der Heimat seiner ersten Frau sowie auch seiner jetzigen Ehefrau und über seine zahlreichen Tätigkeiten. Ein riesiger und interessanter Fundus. Diesen Fundus heute weiter zu bearbeiten fällt ihm allerdings schon recht schwer.

Vor 16 Jahren besuchte Otto Below das letzte Mal sein Heimatdorf Thurow. Heute könnte er eine solche Reise nicht mehr machen, aber in seinen Gedanken reist er noch sehr oft in seine alte Heimat nach Thurow in Pommern.

Es ist ruhiger um ihn geworden. Geistig ist Otto voll fit, nur sein Augenlicht ist leider sehr schlecht geworden, seine Mobilität auch. Aber immer noch gerne telefoniert er mit seinen Landsleuten und freut sich auch über jeden Anruf.

Mit der Stiftung einer elektronischen Orgel und einer Geldspende für „seine“ Kirche in Thurow hat er sich nun auch vollständig mit den heute in seinem Geburtsort lebenden Polen versöhnt und unterhält mit einigen von ihnen seit Jahren freundschaftliche Verbindungen.

Lieber Otto, wir wünschen dir von ganzem Herzen alles erdenklich Liebe und Gute, viel Gesundheit und weiterhin viel Lebensfreude, bleibe uns allen noch recht lange erhalten. HJS/KW

Deine Landsleute

Hans-Joachim Speckmann, Fritz Mausolf, Maciej Turkowski und Klaus Wendlandt

Das Geburtshaus von Otto Below war gleichzeitig Dorfschule;
„Hier wohnten die Belows 90 Jahre“, stand auf der Rückseite des Fotos.


Kleine Familiengeschichte der Belows in Bildern

Großvater Julius, geb. 6.8.1819, Ehefrau Bertha, links: Otto Below, Vater von Otto Below, jun., dazwischen sein Onkel – Aufnahme von 1870.

Großvater Julius mit Orden in späteren Jahren.

Am Pult Otto Belows Vater beim Lesegottesdienst, der alle 2 Wochen stattfand; hinter Otto Below, sen. die Kanzel, die nur dem Pastor vorbehalten war.

Hi. v.l. Otto Below, sen., daneben Otto Below, jun., davor die Ehefrauen mit Kindern; Foto von 1924 mit Vermerk: „Die Schulhäusler in unserem Garten“.

Julius und Otto, sen. waren Lehrer, Organisten und Standesbeamte für Thurow und Hütten; unser Otto, den wir kennen, brach mit der Tradition der Familie und entschied sich für einen anderen Lebensweg: Er wurde Gendarm.

Ottos Hochzeit mit Erlinde 1992 in Schönwalde am Bungsberg;

Otto mit Erlinde beim Neustettiner Treffen 1998 in Stockelsdorf bei Lübeck.

Otto als Zuhörer beim Neustettiner Treffen 1987

Otto am Rednerpult 1995; man sagte, dass er kein Blatt vor dem Mund nahm!

Otto mit seiner Nichte Perke anl. 99. Geburtstag in seinem Haus;

Mit Erlinde beim Neustettiner Treffen in Stockelsdorf bei Lübeck; undatiert.

Ein kleiner Nachruf: Ottos ehrenamtliche Tätigkeiten und sein Fundus
Otto war nicht nur heimatverbunden, sondern auch bodenständig; seine ehrenamtlichen Tätigkeiten erstreckten sich nicht nur auf seine alte Heimat Pommern, sondern auch auf seine neue Heimat Schleswig-Holstein, wo er sich im Land, Kreis und Dorf stark engagierte, als Mitglied oder im Vorstand – Otto konnte schlecht „Nein“ sagen – siehe seine handgeschriebene Aufstellung. Sitzungen, Tagungen, Jahreshauptversammlungen und Festveranstaltungen besuchte Otto regelmäßig, hielt Reden, schrieb Protokolle und nahm stets seine Erlinde mit. Oftmals blieb ihm wenig Zeit für sein Haus und Grundstück. Er wollte es aber so haben, sich einzubringen und für andere da zu sein. Otto war nicht immer bequem, er redete seinem Gegenüber nicht unbedingt nach dem Mund, er war „geradeheraus“ und man konnte sich auf ihn verlassen.
Als Otto auf die „Hundert“ zuging, machte ihm die Gesundheit zu schaffen und deshalb wollte er seine Orgel, das Harmonium sowie seine Unterlagen (Fundus) in weiterführenden Händen wissen: die Musikinstrumente sind nun in der Kirche seines Heimatortes Thurow/Turowo, die div. Unterlagen haben seine Nichte Perke, Hans-Joachim Speckmann und Klaus Wendlandt zur weiteren Verwendung erhalten; einige Dinge haben im Museum in Eutin einen Platz gefunden; so wird die Erinnerung an ihn fortbestehen.
Nachstehend seine Ehrenämter:

Vergrößerung in der Galerie möglich!

Thurow/Turowo nach 1945

Entwicklung des Dorfes nach Fucht/Ausweisung/Ausreise der deutschen Bewohner
Bericht folgt in Kürze!

Das Thurower Schloß im Wandel der Zeit in mehr als 100 Jahren

Das Schloß um 1910 und Schloß als Aquarell des Malers Siegfried Barz 2015.

Schloß im Jahre 2009

Beginn der Restaurierung 2011; beide Fotos v. Maciej Turkowski.

Auch der Thurower Bahnhof hat sich verändert – statt Dampf-, Elektrobetrieb
Der Bahnhof um 1910 und Bahnhof von Turowo im Jahr 2015 mit Anbau.

Deutsch-Polnische Kontakte

Deutsch/Polnischer Unterricht in Turowo/Thurow.

Ein gemeinsames Gruppenbild vor der Abreise.

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