Trabehn – damals vor 1945 und heute
In der Galerie können Fotos und Grafiken durch Anklicken vergrößert werden!
Am Ende dieser Seite wird über die Zeit nach 1945 berichtet.
Ansichten aus Trabehn um 1935 mit Schloß, Kirche, Saal im Gasthaus, Gasthaus
Dorfchronik
Wann Trabehn gegründet wurde, muß noch recherchiert werden.
Jedenfalls hatte Trabehn 1925 433 Einwohner mit 86 Haushalten.
Zu Trabehn als Hauptort gehörte noch die Gemeinde Grünbüch.
Bei der Gründung hieß der Ort „Trzebien“, abgeleitet von „trzebic“ – „durchforsten“ bzw. „lichten“.
Wann Trzebien in Trabehn umbenannt wurde, muß ebenfalls noch herausgefunden werden.
Wird fortgesetzt, sobald die Angaben vorliegen!
Dorfplan
Diesen schönen Dorfplan haben Werner Mausolf und Ilse Knop gemeinsam gezeichnet.
Grußkarte und Dorfplan wurden durch das Heimatmuseum in Eutin zur Verfügung gestellt.
Fotos und Berichte (Chroniken) stammen dankenswerterweise von Heimatfreundin Ilse Knop, geb. Bogs.
Kirche
Isabella von Herzberg hat die Kirche um 1755 als Beinhaus erbauen lassen. Im Kellergewölbe unter der Kanzel fand man 1927 mehrere Särge mit einbalsamierten Leichen. Die Särge wurden auf dem Friedhof außerhalb des Dorfes, Richtung Hammerstein in einem verschlossenen Mauseleum der Familie von Herzberg beigesetzt. Diesen Friedhof soll es nach den Inschriften der Grabkreuze noch 1820 gegeben haben. Auch rund um die Kirche gab es viele verwilderte Grabstätten mit umgekippten Kreuzen bis etwa 1930 – danach war alles abgeräumt. In der Kirche soll es eine von Isabella von Herzberg gestiftete Holztafel an der Familienbank der Herzbergs gegeben haben.
Am 5. Dezember 1927 sollte die Kirche nach einer gründlichen Renovierung wieder eingeweiht werden; für einen würdigen Rahmen sollte eine Hochzeit dienen, es war aber keine in Sicht. Es hatten sich mehrere hohe Kirchenvertreter für dieses Zeremoniell angesagt und so mußte unbedingt eine Lösung her: Man trat an die Eltern von Ilse Knop heran – sie war gerade am 2. Dezember geboren worden – um sie am Tag der Kicheneinweihung taufen zu lassen. Ihre Mutter war krankheitsbedingt nicht in der Lage, ihre Tochter über das Taufbecken zu halten, so dass Frau von Herzberg (Nachfahrin) diese Aufgabe übernahm. Die Orgel spielte der damalige Hauptlehrer Moritz.
Ilse Knop lebt heute in Bad Malente (Ostholstein) und hält noch regen Kontakt zu ihrer alten Heimat und zu den jetzigen Bewohnern.
Kirche um 1930 im Urzustand noch mit Feldsteinmauer; daneben die
Kirche in alter Farbe im Jahr 1990, davor Ilse Knop, geb. Bogs
Lehrer Gustav Moritz vor der Fachwerkkirche, daneben ist seine Stieftochter Irmgard Draheim abgebildet.
Die kleine Fachwerkkirche war schon immer ein Fotomotiv und hier mit dem Schloß im Hintergrund um 1940.
Schule
Das Schulgebäude um 1930, daneben Tanzvorführung an der Schule 1935.
Lehrer Gustav Moritz, li., mit dem Jahrgang 1929 seitlich vom Schulgebäude,
daneben mit dem Jahrgang 1932 vor dem Kircheneingang.
Lehrer Gustav Moritz im Garten seiner Schule 1935 und am Trabehnstein 1940
Gastwirtschaft Müller um 1930, als Repro aus der Grußkarte von oben,
daneben ein Foto des gleichen Gebäudes von Krzysztof Zienkiewicz 2015.
Dorfleben und Brauchtum
Dorfszene um 1920 – Heiratswillige Damen und Herren beim Dorffest 1936
SchloßGutshaus, Schloß und Heeresfachschule sind identisch, es handelt sich um das gleiche Gebäude. Das Gut und mit ihm das Haus/Schloß hatte bis 1934 wechselnde Besitzer; der letzte Besitzer war Karl Schütz, er war Jude und wurde durch die Nazis enteignet. Nach einem Umbau zog eine Heeresfachschule ein; Leiter der Schule war Major Paul Glawe. Er wurde noch 1945 zum Volksturm eingezogen, geriet bei Kolberg in russische Gefangenschaft und wurde dann nach Russland verschleppt – das Schloß wurde durch die Russen besetzt.
Leider gibt es das prachtvolle Gebäude nicht mehr, es wurde um 1947/48 durch Branstiftung vernichtet. Darüber existieren drei Versionen: 1. Die Russen wollten nach ihrem Abzug aus Trabehn den Polen das Schloß nicht überlassen und haben Feuer gelegt, so Bärbel Grix, geb. Glawe; 2. Ein Pole ist nachts in das Schloß eingebrochen; dabei ist ihm die Kerze aus der Hand gefallen, so dass brennbare Teile sofort Feuer fingen, vor Schreck sei er weggelaufen, das Schloß wurde zum Totalverlust. Kurz vor seinem Tod hat er dieses einem Kaplan gebeichtet, so Ilse Knop, geb. Bogs, früher Trabehn. Und nun die 3. Version nach einer Erzählung einer älteren polnischen Person: „Ein Pole wollte beim Schuhmacher Fieckert (Deutscher), der im Schloss seine Werkstatt hatte, Geld und Wertsachen stehlen. Um die Einbruchsspuren zu verwischen, legte er Feuer und flüchtete mit dem Diebesgut. Das Feuer breitete sich sehr schnell aus, aber der Schuhmacher und seine Familie konnten sich noch retten. Kurz darauf nahm sich Frau Fieckert das Leben und wurde auf dem Friedhof in Drawien beerdigt – wahrscheinlich war es die letzte Beisetzung auf dem alten Friedhof. Der Schuhmacher wohnte dann mit seiner Restfamilie im Dorf. Später heiratete sein Sohn Josef eine Polin – es folgte die Ausreise nach Deutschland“.
Das Schloß vor dem Umbau um 1930 Das Schloß nach dem Umbau um 1935
Das Schloß (Parkseite) nach dem Umbau zur Heeresfachschule (Repro aus Postkarte)
Trabehn/Drawien nach 1945
Kirche im Juli 2000 mit neuem Anstrich, beidseitig – 1990 war die Kirche nur
einseitig in Farbe, aber mit „Heimwehtouristen“ davor, in der Mitte Ilse Knop.
Schule bewohnt, aber außer Betrieb im Juli 1993
Eine Schilderung von Hobby-Heimatforscher Krzysztof Zienkiewicz aus Drawien nach Erzählungen älterer Bewohner des Dorfes – eine kleine Chronik:
Trabehn hieß bei der Gründung des Dorfes Trzebien, abgeleitet von trzebic = durchforsten, lichten und wurde später in Trabehn umbenannt; ab 1947 gilt der polnische Ortsname Drawien.
Nach dem Einrücken der Russen in das Dorf wurde Erich Peters als Ortsvorsteher durch die russische Kommandantur eingesetzt. Später (vermutlich 1947) haben die Polen mit Stefan Wielawski und Leon Bajer den Bürgermeister gestellt.
1946 wohnten im Ort schon 81 Polen und noch 177 Deutsche; bis zum Ende des Jahres sank die Zahl der Deutschen auf 125 und die der Polen stieg auf 125 an. 1949 hatte Drawien 216 Einwohner – die Zahl der polnischen Neusiedler stieg an; über die noch verbliebenen ehemaligen deutschen Einwohner wird nicht berichtet.
Nach dem Einmarsch der Russen in Trabehn wurde erstmal alles beschlagnahmt, vor allem Mühlen, Molkereien, Brennereien und Schlösser – so auch in Trabehn. Die Russen verlangten von den Bauern bestimmte Liefermengen an Getreide, Milch und Kartoffeln sowie weitere Lebensmittel. Außerdem waren Überfälle auf Polen und den noch verbliebenen Deutschen an der Tagesordnung – vor Erschießungen schreckten die russischen Besatzer nicht zurück, wenn ihnen etwas verweigert wurde.
Die neu angesiedelten polnischen Bauern hatten zu Anfang wenig landwirtschaftliche Maschinen zur Verfügung, sie halfen sich aber gegenseitig aus oder liehen sich Maschinen aus Zoltnica/Soltnitz aus; in der Not war Solidarität angesagt. Es herrschte auch Lebensmittelknappheit wegen der Zwangsabgaben an die Russen.
Ab 1947 übernahmen die Polen die Verwaltung über Drawien, aber die Russen mischten sich immer noch in die Angelegenheiten ein; erst Ende der 40-er-Jahre trat eine Änderung zum Wohle der polnischen Bevölkerung ein, als die Russen endgültig abgezogen waren. Die Motivation der Bauern und des Dienstleistungsgewerbes stieg an – ein gewisser wirtschaftlicher Aufschwung war spürbar geworden.
Kirche
Bis Anfang 1950 mussten die Gläubigen nach Neustettin/Szczecinek zum Gottesdienst fahren, denn Drawien hatte keinen Pfarrer. Erst 1952 wurde Drawien dem Pfarrbezirk Gwda/Küdde zugeteilt und wurde durch den ersten Pfarrer Jan Koncur seelsorgerisch betreut. Ein Glücksfall für diese schöne Fachwerkkirche und kurze Wege für die Besucher.
Schloss
Das Schloss war bis zum Brand 1947/48 der Mittelpunkt für Veranstaltungen aller Art. Zum Schloss gehörte Ackerland, es wurde Viehzucht betrieben und eine Brennerei auf dem Anwesen. Im Schloss wohnten Polen, Deutsche und ein Russe, namens „Ivan“, als Verwalter bis ca. 1947. Näheres zum Schloss siehe oben.
Dorfleben
Nach der Zerstörung des Schlosses wurde der Treffpunkt für die Einwohner in den Dorfsaal verlegt. Dort wurden Feste gefeiert, Tanzabende veranstaltet, Tanzunterricht gegeben und Theater gespielt.
Neusiedler am Beispiel einer Familie Gajtkowska aus Krasynstaw:
Frau Marianna Gajtkowska verließ 1946 mit ihrem 18 monatigem Kind und ihren Eltern die ostpolnische Stadt Krasynstaw gen Westen Richtung Hinterpommern – ihr Ehemann diente in Stettin/Szczecin als Soldat. Von Beruf war Frau Gajtkowska Schneiderin und wollte lieber in einer Stadt wohnen, um dort ihr erlerntes Handwerk auszuüben. Sie ließ sich aber überzeugen, dass das Leben auf dem Lande leichter war. Und so fuhr die Familie mit dem Zug plus Pferd, Kuh, Schweine und etwas Korn gen Westen. Unterwegs passierte die Tragödie: das kleine Kind verstarb aufgrund der Strapazen. Die Mutter behielt den Leichnam bei sich und konnte es nach religiösem Brauch auf dem noch vorhandenen Friedhof in Drawien beisetzen. Vorübergehend fand die Familie eine Bleibe in Wojnowo/Grünbüch, weil der Bruder von Frau M. Gajtkowska schon im Ort war. Im September 1947 zog die Familie nach Drawien um, da der Ehemann aus Szczecin heimgekehrt war. In Drawien wohnte die Familie zusammen mit 7 Deutschen in einem Haus.
So könnte es auch mit der Familie Gajtkowska gewesen sein, der Transport der Neusiedler per Bahn.
Der Transport auf offenen Waggons nahm mehrere Tage, wenn nicht sogar Wochen, in Anspruch.
Foto: Archiv Kamil Kruszewski.
Wird fortgesetzt!